Liebe Leserinnen und Leser,
der Kalender zeigt Anfang November. Das Wetter ist nicht, wie aus Kindertagen bekannt, sprichwörtlich grau und nasskalt, sondern die Sonne taucht die Bäume und den Himmel in ein wunderbares Licht. Herbstlich ist mir zumute auf dem Weg zum Supermarkt. Dort fällt mein Blick auf das Regal mit Blumentöpfen, die zwar mit Erde gefüllt sind, aber eine Blume ist nicht zu sehen. Lediglich das Obere einer Blumenzwiebel ist zu erkennen, aus der zaghaft ein Blatt und die Knospe einer Blüte herauslugen. Vor meinem inneren Auge sehe ich bereits die stolze weiße oder rote Blüte einer Amaryllis oder eines Rittersterns. Ich weiß aus Erfahrung, dieser Stern wird mit etwas Fürsorge, Licht und Wasser in der Adventszeit erblühen. Einen Topf stelle ich in froher Erwartung in meinen Einkaufswagen. Ich bin gewiss, der Blütenstengel und die dicker und größer werdende Knospe werden aus dem Verborgenen der Zwiebel wachsen und dann wird sich eine Blüte nach der anderen entfalten. Dieser Ritterstern wird mich also auch in diesem Jahr begleiten, hinein in die Advents- und Weihnachtszeit. Er wird mir ein sichtbares, lebendiges Zeichen sein, dass aus Unscheinbarem etwas Herrliches erwachsen kann. Auch das Kind in der unscheinbaren Krippe von Bethlehem vor mehr als 2000 Jahren verbreitete Herrlichkeit: sie brachte ein großes Licht in die Welt der Hirten auf dem Feld, sie wies mit dem hellen Stern den Könige aus dem Morgenland den Weg, sie machte das Halleluja der Engel hörbar, sie strahlt hinein in unsere Gegenwart mit all ihren Umbrüchen, mit unseren gefühlten Unsicherheiten und Hoffnungen. Lassen wir uns alle von diesem Wunder und der Herrlichkeit der Weihnacht berühren, seien wir füreinander da und achten wir aufeinander.
Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden gesegnete, friedliche und gesunde Weihnachten.
Gertraud Schäfer
Vorsitzende des Kirchenvorstands des Ev.-Luth. Kirchspiels in der Lößnitz