Drei Schwestern im Geiste

Es hatte sich so ergeben, einmal lagen auf meinem Schreibtisch drei regional-kulturelle Zeitschriften: der Elbhangkurier 11/21 (im Folgenden kurz Kurier genannt), die Erzgebirgischen Heimatblätter 02/20 (kurz Blätter) und Vorschau & Rückblick 08/21 (kurz Vorschau). Beim Vergleich der Publikationen kommen einem zwangsläufig ein paar Gedanken. Das Anliegen, diese Hefte monatlich erscheinen zu lassen, ist ganz ähnlich – für eine bestimmte Region, der Landschaft, der Geschichte, der Kunst, dem Handwerk und den hier lebenden bzw. früheren Menschen ein Podium zu geben. Von der Gestaltung und den Schwerpunkten des Inhalts her unterscheiden sie sich allerdings etwas. Die o.g. Exemplare wurden von mir spontan ausgewählt: den Kurier kaufe ich gelegentlich, wenn ich in Loschwitz, Blasewitz oder Pillnitz zu tun habe, die Blätter erwarb ich bei einem Ausflug zu einer Bilderausstellung im Schloss Lauenstein und die Vorschau liegt, wie leicht zu erraten, seit 1990 immer auf meinem Tisch.

Es machte mir Spaß, durch den Vergleich Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Fangen wir am besten beim Format an, zwei der Hefte haben mit A5 das gleiche handliche Format und eins, der Kurier, ist mit A4-Format doppelt so groß. Im A4-Format kann man mehr Inhalt und mehr Werbung unterbringen als im kleineren Format. Zumindest bei der Vorschau war das Format durch die Vorgängerzeitschrift „Die Vorschau“ 1954-1963 vorgezeichnet und da wollten wir 1990, als wir die alte Vorschau neu erschaffen wollten, anknüpfen. Für die Blätter dürfte das ähnlich gewesen sein, denn beide Hefte hatten, bzw. haben den Kulturbund als Schirmherr. Dass der Kurier ein anderes Format hat, kann daran liegen, dass er keinen Vorgänger in der DDR-Zeit hatte. Beim Umfang, also der Seitenzahl, liegen alle drei um die 32 Seiten dicht beieinander.

Aber bei der Preisgestaltung der drei Hefte gibt es Unterschiede. Ein Heft des Kuriers kostete bislang 1,50 € und ab Januar 2022 dann soll es 2,00 € kosten, wie in Heft 11/21 angekündigt. Der Preis ist trotz reichlich geschalteter Werbung so zu erklären, dass beim Kurier Profis und Laien arbeiten – der Kurier wird von der Friebel-Werbeagentur und Verlag GmbH herausgebracht. Die Blätter aus dem Erzgebirge bringt der Kulturbund Landesverband Sachsen e.V. heraus, ein Heft kann man für 2,45 € erwerben. Durch den höheren Preis ist der Verzicht auf Werbung erklärbar. Auch hier arbeiten Profis und Leute im Ehrenamt. Bei der Vorschau ist ein eingetragener Verein der Herausgeber, hier arbeiten nur Laien, also Ehrenamtliche. Unter dem Slogan „kostenlos aber nicht wertlos“ vertreiben wir unsere Hefte ohne einen Preis zu verlangen. 1990, im ersten Jahr, hatten wir einen Verkauf zum Preis von 1,50 DM pro Heft versucht, was aber in der Abrechnung bei den Geschäften, wo wir z.T. die Hefte auslegen, zu Schwierigkeiten geführt hatte. Seitdem müssen wir für einen finanziellen Ausgleich zwischen Einnahmen (Mitgliedsbeiträge, Spenden u. Einnahmen durch Werbung) und Ausgaben (Druckkosten u. Versand) sorgen.

Unterschiedlich ist auch das Thema Farbe bei den Abbildungen in den Heften. Die Blätter aus dem Erzgebirge zeigen farbige Titelbilder und im Inhalt sind über 50% der Bilder farbig, was wohl durch den teuersten Einzelpreis ermöglicht wird. Im Kurier gibt es nur zu besonderen Anlässen gelegentlich mal ein Farbfoto, sonst, wie im Heft 11/21, nur schwarzweiße Abbildungen. Unsere Vorschau kam bisher mit Schwarzweiß-Fotos gut zurecht, Farbbilder sind „Zukunftsmusik“, wer weiß, ob wir das noch erleben?

Vergleichen wir noch die Einzugsgebiete, also Gebiete, wo die Themen gefunden werden und wo die Hefte gelesen werden. Da erkennt man schnell, dass die Blätter mit dem Erzgebirge ein riesiges Territorium zwischen Osterzgebirge und bis ans Voigtland heran bedienen können. Das verdient Respekt! Dagegen ähnelt sich das jeweilige Gebiet, wo der Kurier und die Vorschau heimisch sind – zum einen die Dresdner Stadtgebiete Weißer Hirsch, Loschwitz, Blasewitz, Pillnitz und das Schönfelder Hochland, zum andern Radebeul, Coswig, Moritzburg, Radeburg und Cossebaude. Hinzu kommt, dass sich die Gebiete des Kuriers und der Vorschau mit Elbe, Steilhang und Wein, Seitentälern und dem Hochland ähneln und so in diesen Heften manchmal vergleichbare Themen auftauchen, worin m.E. ein besonderer Reiz liegt. Die Erzgebirgsblätter dagegen punkten mit speziellen Themen wie Geologie, Bergbau und Industrie. Kultur ist in allen drei Heften stark vertreten und widerspiegeln bildende Kunst, Literatur und Musik, Denkmalpflege sowie Ausstellungshinweise und auch Künstlerportraits. Die Vorschau hat durch die Landesbühnen Sachsen in Radebeul insofern etwas Besonderes, dass hier regelmäßig Theaterkritiken erscheinen.

Manchmal finden wir in den Heften auch kritische Texte in Richtung der jeweiligen Verwaltung der Gemeinden, der Städte und der Landkreise, was unsere Zeitschriften dann von den Amtsblättern unterscheidet. Sport ist ein eher seltenes Thema in den Kulturblättern. Was mir am Kurier angenehm auffiel, war, dass gelegentlich Hefte einem größeren Thema gewidmet sind, z.B. interessante Bäume im Einzugsgebiet oder alles über Äpfel – Sorten, Anbau, Zubereitung, Wirkung hinsichtlich Gesundheit usw. Da arbeiten dann verschiedene Autorinnen und Autoren zu speziellen Aspekten des Themas – dadurch kann ein Stoff erschöpfender behandelt werden. Und da wäre noch ein Blick auf die Fehlerquote. Die sollte bei Profiheften eigentlich kleiner ausfallen als bei der Vorschau. Ich habe beim Kurier früher auch schon Fehler erkannt – im Heft 11/21 sind mir aber keine aufgefallen. Bei der Vorschau diskutieren wir manchmal in der Redaktionssitzung, dass es im letzten Heft wieder Schreib- oder Satzfehler gab oder wie man die Seitengestaltung verbessern könnte. Dies ganz abzustellen bleibt ein Wunsch.

Man könnte sicherlich noch andere Kriterien bei den Monatsheften untersuchen und vergleichen, oder weitere, hier nicht genannte Hefte finden und so den Rahmen erweitern.

Ich will es aber für heute dabei belassen. Mein Fazit ist, jedes Heft ist auf seine Art mit der Kultur beschäftigt und ist in seinem Gebiet gut unterwegs und wird da gern gelesen. Weil ich aber dem einen Heft schon lange verpflichtet bin, möchte ich sagen, die Vorschau, verglichen mit zwei eher schon Profiheften, schlägt sich gut! Wir arbeiten daran, dass sie noch besser werden könnte.

Dietrich Lohse

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