Die meisten Radebeuler kennen das gewaltige Gebäude im Mittelpunkt des 1905 in die Lößnitzstadt eingemeindeten kleinen Ortes Serkowitz. Der denkmalgeschütze Bau zählt zu den ältesten Gasthöfen der Stadt überhaupt. Jahrzehnte lang war er eine beliebte Einkehrstätte für tanzlustige Menschen bis er schließlich 2007 durch Zwangsversteigerung für 10.000 Euro an die Stadt fiel. Die Vertreter der Stadt selbst waren damals von dem Zuschlag sichtlich überrascht.
Der Gasthof – so eine Stellungnahme nach dem Erwerb – sollte dann auch weiter verkauft werden. Der erste Versuch vor einigen Jahren scheiterte dann allerdings.
Nun hat sich seither die Lage verändert. Aus der als Zwischenlösung gedachten Überlassung des Gasthofes an den Künstler Reinhard Zabka entwickelte sich als ein kreativer Kunst- und Kulturort, dessen Einmaligkeit nicht nur in Sachsen verbrieft ist. Die positiven bis euphorischen Bekundungen der vielen Besucher und Kulturaktivisten sprechen hier für sich. Dazu wollen die neuerlichen Gerüchte über einen weiteren Versuch, das Objekt zu verkaufen, nicht so recht passen. Gerüchte deshalb, weil bisher nur hinter „vorgehaltener Hand“ etwas von diesem Vorgang zu erfahren war. Offizielle Verlautbarungen von Seiten der Stadtverwaltung oder gar des Stadtrates konnten nicht in Erfahrung gebracht werden.
Vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren in der Radebeuler Kulturlandschaft entstandenen Fehlentwicklung – Stichwörter wie Zeitreisemuseum, Puppentheatersammlung, Heimatmuseum, Kulturkonzeption mögen genügen – würde der mögliche Verlust des Lügenmuseums besonders schwer wiegen. Zu hoffen ist, dass die Verantwortungsträger verantwortungsvoll mit diesbezüglichen Entscheidungen umgehen und dabei auch die kulturelle Entwicklung der Stadtgemeinschaft im Blick haben.
Karl Uwe Baum