Droht ein weiterer kultureller Verlust?

Bewegung im Fall „Serkowitzer Gasthof“

Lichtinstallation an der Fassade des ehemaligen Serkowitzer Gasthofs Foto: R. Zabka

Wie von Reinhard Zabka zu erfahren war, hat der Betreiber des Lügenmuseums in Serkowitz vom Radebeuler Oberbürgermeister bereits Anfang dieses Jahres Post erhalten. Neben Hinweisen auf die Erwerbsgeschichte verweist OB Bert Wendsche auf die nach wie vor bestehende Absicht, das Gebäude erneut zur Ausschreibung zu bringen. Gleichzeitig erinnert er an die 2012 abgeschlossene Vereinbarung über eine zeitweilige Nutzung des Objektes durch Herrn Zabka und versichert, nach erfolgter interner Beratung, den Mieter umgehend über die Ergebnisse zu informieren.
Der Oberbürgermeister hatte damit auf ein Ersuchen von Reinhard Zabka nach einer finanziellen Unterstützung zur Absicherung der einmaligen Einrichtung geantwortet, die durch die Corona-Pandemie in existenzielle Not geraten ist. In diesem Zusammenhang verweist OB Bert Wendsche auf die Hilfsprogramme vom Bund und Land und regt gleichzeitige eine Absprache mit der derzeitigen Kulturamtsleiterin Frau Dr. Lorenz an, die allerdings voraussichtlich erst wieder Ende Februar angesprochen werden kann.
Soweit korrekt und auch für alle nachvollziehbar. Nun sind aber seit 2012 fast zehn Jahre ins Land gegangen. Die Lage von damals, als diese Vereinbarung getroffen wurde, entspricht natürlich nicht mehr der Situation von heute. Was als eine Notunterkunft gedacht war, hat sich im Laufe der Jahre zu einer etablierten wie mindestens bundesweit einmaligen Einrichtung entwickelt, auch wenn das der Sächsische Museumsbund so nicht sehen mag. Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache. Dies ist nicht nur an den zahlreichen Bekundungen nationaler und internationaler Experten, Künstler und weiterer Persönlichkeiten sowie auch von Einrichtungen zu erkennen, sondern ebenso am internationalen Wirken des Künstlers Reinhard Zabka selbst, welches bis zur Biennale nach Venedig ausstrahlte. Dieses Lügenmuseum in Radebeul entwickelte sich in den zehn Jahren zu einer international anerkannten Adresse.
Aber auch die Situation in der Stadt hat sich enorm verändert. Die kulturelle Szene musste herbe Verluste hinnehmen. Das Museum Hoflößnitz spezialisierte sich vom Radebeuler Stadtmuseum zum Sächsischen Weinbaumuseum, die Puppentheatersammlung und das DDR-Zeitreisemuseum mit Radebeul-Bezug sind ganz aus der Stadt verschwunden und das Eisenbahnmuseum ist geschlossen, den Chören fehlt es an geeigneten Probenräumen, um nur einiges aufzuzählen.
Wäre es da nicht höchste Zeit, darüber nachzudenken, wie der Künstler Reinhard Zabka und sein Lügenmuseum in der Stadt gehalten werden kann und wie man gemeinsam zu einer tragfähigen Lösung kommt? Hier handelt es sich nicht um die Bevorzugung eines einzelnen Künstlers. Vielmehr geht es um die prinzipielle Haltung zur künstlerischen Arbeit überhaupt. Reinhard Zabka hat über viele Jahre der Stadt, seinen Bürgern und allen Interessierten seine vielfältigen Leistungen zur Verfügung gestellt und die Szene außerordentlich belebt. Wer den Kunstpreisträger Reinhard Zabka aus der Stadt treibt, muss sich fragen lassen, welche Absicht damit verfolgt wird und welches kulturpolitische Konzept dem zugrunde liegt? Im Interesse seiner Bürger kann eine derartige Position nicht toleriert werden. Dabei wurde die kulturhistorische Bedeutung des Gebäudes „Serkowitzer Gasthof“ noch nicht einmal in den Blick genommen. Deshalb scheint es dringend geboten, den Prozess der Ausschreibung des Gasthofes auszusetzen und endlich eine offene Diskussion mit dem Ziel des Erhalts des Lügenmuseums zu beginnen.

Karl Uwe Baum

 

 

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