Anliegen des Radebeuler Kultur e. V. ist es, die Vielfalt von Kunst und Kultur in Radebeul genreübergreifend zu befördern, neu zu beleben und zu vernetzen. So sind unter dem Dach des Vereins verschiedene Fachgruppen aktiv. Die „Cineasten“ engagieren sich speziell im Bereich der Filmkultur. Denn ein Kino der herkömmlichen Art sucht man in der Lößnitzstadt vergebens. Von einstmals drei Kinos existiert in Radebeul – einem Ort mit knapp 34.000 Einwohnern – kein einziges mehr. Die letzte Vorstellung im Filmtheater „Union“ fand am 4. Dezember 1993 statt. Sieht man von der Veranstaltungsreihe „Literaturkino“ in der Stadtbibliothek und verschiedenen temporären Open-Air-Aufführungen in den Außenbereichen ab, sind alle bisherigen Versuche, in Radebeul ein neues Filmtheater zu etablieren, gescheitert.
Mit der neuen Veranstaltungsreihe „Film Club Mobil“ soll zur Wiederbelebung der Radebeuler Kinokultur auf alternative Weise beigetragen werden. Vereine, Einrichtungen der Stadt sowie private Kulturaktive haben bereits ihr Interesse als Mitveranstalter signalisiert und stellen an wechselnden Orten, Räumlichkeiten für Aufführungen und Gespräche zur Verfügung. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, in verschiedenen Stadtteilen, neue Partner und Interessengruppen in das Vorhaben einzubeziehen und darüber hinaus ein lockeres Netzwerk zu initiieren.
Für das Jahr 2022 sind sechs thematische Filmclubabende geplant.
In terminlicher und inhaltlicher Abstimmung zwischen allen Veranstaltern, die in Radebeul das Genre Film bedienen, ist die Veröffentlichung eines gemeinsamen Halbjahres-Veranstaltungsplanes vorgesehen. Das alternative Kino-Projekt soll über 2022 hinaus fortgeführt werden. Eine Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Filmverband sowie weiteren Filmenthusiasten in und außerhalb von Radebeul wird angestrebt.
Die neue Veranstaltungsreihe „Film Club Mobil“ startet am 21. April 2022 in der ehemaligen Schalterhalle des Kulturbahnhofes in Radebeul-Ost. Dieser Ort wurde bewusst gewählt, befand sich doch in unmittelbarer Nähe (Sidonienstraße 1) das Filmtheater „Union“. Zur Auftaktveranstaltung soll an die einstige Kinokultur der Lößnitzstadt erinnert werden, vor allem aber an das Kinder- und Jugendfilmtheater, welchem die Kinogänger den liebevoll gemeinten Spitznamen „Flohkiste“ verpasst hatten. Zur Einstimmung wird die Dokumentation „Für immer ausverkauft“ zu sehen sein. Der siebzehnminütige Film aus dem Jahr 1994 von der Medieninitiative Radebeul erinnert an das älteste und letzte Filmtheater der Lößnitzstadt kurz vor dem Abriss. Zu Wort kommen darin auch die verstorbene Stadtarchivarin Lieselotte Schließer und der einstige Filmvorführer Gerd Schindler, welcher zu unserer Auftaktveranstaltung als Ehrengast und Fachmann natürlich herzlich eingeladen ist.
Als Hauptfilm wird „Cinema Paradiso“ aus dem Jahr 1988 gezeigt. Dieser erzählt die Geschichte von einem kleinen altmodischen Kino in der Provinz und von Menschen, deren Sehnsüchte und Träume mit diesem Ort – der zuletzt nur noch als leere Hülle existierte und abgerissen werden sollte – auf eine rührende Weise verbunden sind.
Der mehrfach preisgekrönte Spielfilm wurde nicht ohne Hintersinn für unsere Auftaktveranstaltung ausgewählt. Schließlich lief „Cinema Paradiso“ zur letzten Vorstellung vor nunmehr 28 Jahren im Filmtheater „Union“. Einige Zeit später erfolgte der Totalabriss des traditionsreichen Kinogebäudes. Doch wo ein Wille ist, da lassen sich auch Räume und Verbündete im Geiste finden.
Karin Baum und Michael Heuser
Sprecher der Cineastengruppe „Film Club Mobil“ im Radebeuler Kultur e.V.