Riesenstollen-Erfinder, Fox-Home-Gründer und Treppenstufen-Pate

Der Fremdenverkehrsverein Radebeul ist 30 geworden


Die 1990er Jahre waren für uns alle eine sehr interessante und intensive Zeit – voller Elan und Ideen, Tatendrang, Mitmachen und Anpacken, Neues ausprobieren. Die meisten verstanden sich als Gewinner. Natürlich gab es auch Verlierer; zumindest fühlten sich einige als solche. Im Großen und Ganzen war es jedoch ein zuversichtlicher und anspornender Aufbruch, der etwas bewegte und eine Menge Dinge und Prozesse in Gang brachte, auch im bürgerschaftlichen Engagement. Regionale Vereine „schossen regelrecht aus dem Boden“. Als solch einen Gewinner verstand sich damals auch der Fremdenverkehrsverein Radebeul e.V., der sich am 7. Juli 1993 nach mehreren vorbereitenden Treffen in der Radebeuler Jugendherberge gründete.

Weihnachtsfeier in der Stadtgalerie
Foto: K.U. Baum


„Radebeul sehenswert und seinen Gästen bekannt zu machen“, das war das Anliegen der damals knapp 20 Gründungsmitglieder. Dazu gehörten Gastronomen, Inhaber von Pensionen, kleine hiesige Unternehmen, Stadtführerin und Ortschronist, engagierte Radebeuler Bürger… und Karin Gerhardt (heute Baum), damals Leiterin der hiesigen Kultur- und Fremdenverkehrsförderung – später Stadtgaleristin. Sie hat die Vereinsgründung maßgeblich vorangetrieben. Schon bald kamen weitere touristische und Kultureinrichtungen hinzu, wie die Landesbühnen Sachsen, das Karl-May-Museum, das Staatsweingut Wackerbarth und der Weinkeller „Am Goldenen Wagen“, das Brauhaus Radebeul … auch das DDR-Museum war während seiner Radebeuler „Zeitreise“ mit dabei.

Vor allem in den Anfangsjahren war unsere inhaltliche Mitarbeit sehr gefragt, als es galt, Radebeul zu einer gastfreundlichen Stadt zu entwickeln, die mit ihren zahlreichen „Pfunden wuchern“ kann. Die da sind: Wein- und Gartenstadt, Heimat von Karl May und Eduard Bilz, Top-Lage zwischen Elbsandsteingebirge, Landeshauptstadt Dresden und „Sachsens Wiege“ Meißen, mildes Klima, interessante Bausubstanz sowie reichlich Kunst und Kultur.

Der erste öffentliche Auftritt des Fremdenverkehrsvereins fand noch im Gründungsjahr statt – beim 3. Herbst- und Weinfest in Altkötzschenbroda. Fortan standen die beiden großen Stadtfeste – Weinfest und Karl-May-Festtage – fest im Programm des Vereins. Und das sind nur zwei von zahlreichen Aktivitäten, die wir im Laufe von 30 Vereinsjahren „auf unserem Konto verbuchen“ können.

So arbeiteten wir an einem Stadtvideo mit, an mehreren touristischen Broschüren sowie an der Entwicklung eines innerstädtischen Wegeleitsystems. Mit „Radebeul erFahren“ luden wir zu Erkundungstouren in die Lößnitz und ihre Umgebung per Fahrrad ein. Beim Weihnachtsmarkt 1994 vor der Lutherkirche haben wir den ersten Riesenstollen der Konditorei Dolze angeschnitten, was später zur Radebeuler Tradition wurde. Der Erlös ging damals an die Kinderkrebshilfe. Die erste Radebeuler Museumsnacht wurde von unserem Verein gemeinsam mit dem Karl-May-Museum aus der Taufe gehoben. Mit unserer finanziellen Unterstützung konnte der Wackerbarth-Grabstein auf dem Friedhof Radebeul-West saniert werden. Wir gründeten Fox Home und stellen jedes Jahr zu den Karl-May-Festtagen das friedliche Siedlerleben im Wilden Westen nach.

Und schließlich ist unser Verein auch Treppenstufen-Pate: Um uns an der Treppe zur Aussichtsplattform auf dem Bismarckturm beteiligen zu können, hatten wir eine eigene Weinedition aufgelegt und den gesamten Erlös von 3.500 Euro gespendet.

Unsere jüngste Aktivität war die Beteiligung an der diesjährigen Veranstaltung: „Der Lößnitzgrund ruft“. Die Landesbühnen Sachsen hat im September gemeinsam mit ihren Partnern zu einer Sternwanderung zur idyllisch gelegenen Lichtung „Kleine Feder“ eingeladen und gestaltete dort einen tollen Tag für Kinder und Eltern.

Nun, inzwischen sind wir alle etwas in die Jahre gekommen und einige Vereinsmitglieder können das Jubiläum leider nicht mehr mit uns feiern. Auch der Enthusiasmus hat sich gewandelt; an manchen Stellen ist er kleiner geworden, an anderen geht’s dafür mit frischem Elan an neue Aktivitäten.

Wir setzen vor allem auf mehr Vernetzung mit anderen Radebeuler Vereinen und Ehrenamtlichen. Da gibt es bereits gute Ansätze, und die wollen wir ausbauen.

Birgit Freund
Vors. Fremdenverkehrsverein Radebeul e.V.

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