10. Thematischer Filmclubabend

Die Filmauswahl korrespondiert im Radebeuler Jubiläumsjahr mit städtisch relevanten Themen. Gezeigt wird am 29. Februar 2024 um 19 Uhr in einem sanierten DDR-Plattenbau (OS Radebeul-Mitte, Wasastraße 21, Neubau) der DEFA-Film „Die Architekten“. Im Anschluss erfolgt ein Gespräch über „Verhinderte, abgerissene und sanierte Plattenbauten in Radebeul“. Eingeladen sind dazu auch Architekten, Ingenieure und Bauarbeiter.

Die Vorlage für den Film „Die Architekten“ entstand 1988, gedreht wurde von 1989 bis 1990. Die Premiere fand am 21. Juni 1990 im Berliner Kino „International“ statt. Die Besucherresonanz war verständlicherweise gering.

Der Film ist ein kritischer Abgesang auf die DDR. Gezeigt wird die „Demontage einer Illusion“. Beschrieben wird das Lebensgefühl einer Generation, die trotz besten Bemühens an den Realitäten scheiterte. Die Botschaft, dass man die DDR von unten her verändern könne, hatte sich mit dem Mauerfall erledigt. Plötzlich war eine neue Zeit angebrochen. Die alten Maßstäbe galten nicht mehr. Die am Film Beteiligten stellten sich die Frage nach dem bisherigen Sinn. Einige Passagen wurden nachgedreht und glücklicherweise wieder verworfen. So blieb der Film in seiner Aussage schlüssig.

Der Regisseur und Drehbuchautor Peter Kahane (geb. 1949) gehörte zu jenen „jungen“ Filmemachern, die sich in einem „Manifest der Nachwuchsgruppe“ gegen die Kulturpolitik der Verhinderung wendeten. Sie begehrten auf gegen Agonie und Gleichgültigkeit. Der Film „Die Architekten“ ist eines der letzten Filmprojekte, die in der DDR realisiert wurden.

Der Hauptdarsteller Kurt Naumann (1948 – 2018) hatte an der Theaterhochschule „Hans Otto“ in Leipzig studiert. Vor und nach dem gesellschaftlichen Umbruch trat er in verschiedenen Theatern auf und wirkte in zahlreichen Filmen mit. Er arbeitete mit Regisseuren wie Castorf und Schlingensief zusammen, spielte an der Seite von Corinna Harfouch und Katrin Saß. In der Rolle des David Brenner im Film „Die Architekten“ beeindruckt er durch ein diffiziles und eindringliches Spiel.

Die Architekten
1989/1990, DDR, DEFA, Gruppe Babelsberg, 102 Minuten, FSK 0

Regie: Peter Kahane; Drehbuch: Thomas Knauf, Peter Kahane;
Musik: Tamás Kahane; Kamera: Andreas Köfer; Besetzung (Auswahl): Kurt Naumann, Rita Feldmeier, Ute Lubosch, Wolfgang Greese, Jörg Schüttauf

Der Architekt Daniel Brenner ist Ende Dreißig. Trotz Bestnoten hatte er bisher nur Busstationen und Telefonhäuschen projektiert. Durch Vermittlung seines ehemaligen Architekturprofessors eröffnen sich für Brenner neue Möglichkeiten. Für ein tristes Berliner Neubaugebiet soll er ein kulturelles Zentrum entwerfen. Brenner nimmt den Auftrag unter der Bedingung an, dass er sich die Mitarbeiter selbst auswählen darf. Doch das Interesse ist verhalten. Ehemalige Kommilitonen befinden sich bereits in der „inneren Emigration“ oder sind in den „Westen“ gegangen. Schließlich kann er einige überzeugen, mitzumachen. Voller Enthusiasmus stürzt sich die Gruppe in die Arbeit. Groß ist die Hoffnung, dass sich die Idealvorstellungen von einem schönen lebendigen Stadtzentrum mit Gaststätten, Geschäften, Kulturstätten, einem Kindergarten und Grünanlagen in die Praxis umsetzen lassen. Doch immer neue Hürden bauen sich auf, das Kollektiv zerfällt und auch Brenners Ehe zerbricht. Seine Frau verlässt mit der Tochter die DDR. Als dann endlich von einer Tribüne aus, mit blumigen Worten der Baubeginn verkündet wird, ist vom ursprünglichen Entwurf nichts mehr übrig. Als Brenner am Abend allein vor der leeren Tribüne sitzt, kippt, kriecht und schließlich im Dreck liegen bleibt, erklingt eine kraftvolle Musikpassage aus Händels „Messias“.

Karin Baum und Michael Heuser
Sprecher der Cineastengruppe „Film Club Mobil“ im Radebeuler Kultur e.V.


Anmerkung: unter Verwendung von verschiedenen Filmbegleitmaterialien und Wikipedia-Eintragungen

Information und Reservierung unter: 0160-1038663

 

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