Glosse

Da haben wir den Salat

Können sie sich nicht auch des Eindrucks erwehren, dass der Salat seit geraumer Zeit immer mehr in Mode gekommen ist? Früher höchstens als Beilage geduldet, hat er sich heutzutage regelrecht in den Vordergrund gedrängt und nicht nur auf dem Mittagstisch. Manchen Orts ist er gar zum Hauptgericht aufgestiegen. Auch daran kann man erkennen, dass sich die Extreme in dieser Zeit immer mehr ausgebreitet haben, was natürlich besonders bei den Wahlen in Erscheinung tritt. Aber dazu später. Die gute alte Hausmannskost ist da ohnehin schon eher meine Geschmacksrichtung. Dabei will ich jetzt gar nicht nur auf die deutsche Küche verweisen. Auch die Polen kochen gut, der deutschen Küche nicht unähnlich, aber mit Anlehnung an die östlichen Nachbarn und mit reichlich Gewürzen versehen. Tut man hierbei allerdings zu viel des Guten, ist nicht nur der ganze Salat verdorben, sondern auch so manche Partnerschaft.

Und wenn man bedenkt, dass das Wort Salat bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht und von dem italienischen insalare kommt, was so viel wie einsalzen bedeutet, hat man eigentlich keine Fragen mehr. Da mag es nicht überraschen, wenn besonders der Deutsche ab dem 19. Jahrhundert bei dem Wort Salat – einer Mischung verschiedener Zutaten – auf ganz andere Gedanken kommt. Da tauchen dann Begriffe wie Wirrwar, Schweinestall, Unordnung oder gar Chaos auf. Und schon sind wir, ehe wir uns versehen, mitten in der schönsten politischen Diskussion. Die Missverständnisse häufen sich, das Durcheinander und die Aufregungen nehmen zu, bis schließlich alles in einem Desaster endet. Wer kennt sich denn noch bei den vielen kleinen und großen „Gurkentruppen“ aus, die der kleinen Frau, dem kleinen Mann und dem kleinen Es beständig erklären, wo es angeblich langgehen soll. Etwa wie gegenwärtig beim Gebäudeenergiegesetz. Da trifft man überstürzte Entscheidungen, und über 40 Prozent der Betroffenen können da überhaupt nicht mehr mithalten. Sollen dann die Bulldozer kommen und die Einfamilienhäuser einfach wegschieben? Wäre doch eine Idee, warum nicht auch von anderen Demokratien lernen?

Mit dem Begriff „Demokratie“ komme ich auch nicht so richtig klar. Ich bin da noch nicht dahinter gestiegen, was man sich darunter vorstellen soll. Alle paar Jahre die Regierung wählen, damit die dann hinterher etwas anders macht, als sie vor den Wahlen versprochen hat? Man soll ja in der Demokratie mitreden können. Aber wie macht man das, wenn das Meiste hinter verschlossenen Türen besprochen wird? Da fällt mir ein markantes Beispiel aus Radebeul-West ein. Eigentlich wollte ich nicht schon wieder auf die verunglückte Bahnhofstraße zu sprechen kommen. Sie ist eh ein Sonderfall. Wo sonst findet man auf ca. 100 Meter noch acht Lichtmasten? Vermutlich wird dann dieser Abschnitt besser ausgeleuchtet sein als ein Fußballstadion. Da fehlt eigentlich nur noch die Rasenfläche. Kann ja noch werden. Alles nur, weil man eine Alleestraße haben wollte. Warum eigentlich? Lag das eventuell daran, dass die einst zur Entscheidung gestandenen Alternativen am Ende gar keine waren? – Mal mehr, mal weniger Bäume?

Das Ding mit den Parkplätzen ist auch so eine Sache. Kann sich noch jemand an das INSEK erinnern? Ist schon eine Weile her. Nächstes Jahr wird es Zehnjähriges feiern. Damals hatte man eine ca. 5-prozentige Steigerung beim PKW-Besitz in der Stadt festgestellt. Da ergiebt es Sinn, die Parkplätze auf der und um die Bahnhofsstraße herum zu reduzieren. „Aber die neuen Stellplätze auf der Güterhofstraße…“, wird mancher einwenden. Die waren schon vor der Baumaßnahme weitgehend belegt. Vielleicht hilft der bereits 2022 prognostizierte Bevölkerungsrückgang, die Lage in dem Revier wieder zu entspannen.

Ist schon seltsam: Wenn Wahlen bevorstehen, sind die Parteien immer ganz kuschlig. Da kann man sie kaum noch auseinanderhalten, und schon ist der schönste Salat fertig. Da halt ich mich doch lieber an einen leckeren Platterbsensalat. Da weiß ich wenigstens was drin ist, meint

Euer Motzi

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