Ein Od geht verloren

Das ist nun wirklich nicht mehr lustig!
Auch wenn davon ausgegangen werden kann, daß es Zeitgenossen gibt, die ihren Spaß haben am Verlust (in dem Wort steckt ein gerüttelt Maß an Masochismus: Ver-Lust), ist es doch schmerzlich zu sehen, wie ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt einfach so verschwindet: Wir hatten mal ein Lügenmuseum, kurz Lüseum, eine Bildungsstätte ganz eigener Prägung, von kundiger Hand aus alten Brettern zusammengeschraubt.
Gerade das Fragile, scheinbar Unfertige, hielt uns so viele Spiegel vor, wie sie in keine Badestube passen. In einer Zeit, in der nicht erst seit und nicht nur durch einen blonden Amerikaner „alternative Wahrheiten“ zum guten Ton gehören, wäre ein Ort, an dem frei und herzlich drüber gelacht werden kann, jede Urlaubsreise wert. Es könnten Scharenweise Touristen in die Stadt kommen …
Es hat an dieser Stelle keinen Zweck, in mögliche und unmögliche Schuldzuweisungen zu verfallen (der hat … die hat nicht…), auch wenn es manchmal erleichtert, einen Schuldigen in die Wüste schicken zu können. Da wäre er dann dort, wo das Lügenmuseum auch ist. Das wäre erst lustig…
Ich bedaure zutiefst, daß auch meine nun angepaßte Rente nicht ausreicht, an diesem Fiasko etwas zu ändern.
So geht es also verloren, das Kleinod – Kleinod? Nein! Es erschwindet ein großes Od und eine große Öde wird bleiben …
Thomas Gerlach

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