Die seit Mitte der 30er von der Radebeuler Stadtverwaltung verfolgten ehrgeizigen Pläne zur Entwicklung der Hoflößnitz kamen, wie wir im vorigen Teil sahen, durch den Kriegsausbruch 1939 ins Stocken. Nach Kriegsende konzentrierte die neue Verwaltung ihre Aktivitäten zunächst auf den Ausbau des Stadtweingutes »Schloß Hoflößnitz«, das nun in der Rechtsform eines städtischen Wirtschaftsbetriebs verfasst war. Noch 1945 wurde zusätzlich zur Weinproduktion eine Brennerei zur Verarbeitung der Trester und Hefen aufgebaut und der der Versorgung der Bevölkerung dienende Anbau von Kartoffeln, Roggen, Hafer, Kohl- und Zuckerrüben auf bisherigen Brachflächen ausgedehnt. Die Belegschaft wuchs auf zeitweise bis zu 70 Personen an, und der Gutsbetrieb beanspruchte sämtliche in der Hoflößnitz verfügbaren Räume einschließlich der bisher für Museumszwecke genutzten Erdgeschosszimmer im Lusthaus. Immerhin konnte das Obergeschoss ab 1946 sonntags wieder besichtigt werden, bevor am 1. April 1949 – die 600-Jahr-Feier der Ersterwähnung von Radebeul stand vor der Tür – der Regelbetrieb des Museums begann. Die folgenden Jahrzehnte standen im Zeichen der
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Ein unerwartetes Hindernis trat noch vor Gründung der DDR auf, als das Stadtweingut im Gefolge der »Anordnung über die Bildung der Vereinigung volkseigener Guter« zum 1. Juli 1949 zwangsweise verstaatlicht wurde, wodurch die Stadt sämtliche Eigentumsrechte am Grundstück verlor. 1951 wurde ihr dann zunächst immerhin das Lusthaus samt Heimatmuseum zurückübertragen.
Der Wechsel der Unterstellung vom Verkehrs- zum Volksbildungsamt hatte eine konzeptionelle Neuausrichtung des Museums zur Folge. Die auf atmosphärische Wirkung zielende volks- und heimatkundliche Präsentation wurde nach und nach durch eine am offiziellen Geschichtsbild orientierte Dauerausstellung zur Ortsgeschichte ersetzt. Zudem waren seit 1952 mit gewisser Regelmäßigkeit Sonderausstellungen zu sehen, oft gestaltet durch Arbeitskreise der Ortsgruppe des Kulturbundes für die demokratische Erneuerung Deutschlands, deren verdienstvoller Leiter Hellmuth Rauner (1895–1975) die Museumsarbeit nach Kräften unterstützte. Das Veranstaltungsprogramm wurde um Vorträge, Lesungen und Kammermusikabende erweitert, und die Erinnerung an den Dichter Gerhart Hauptmann spielte in den 50er und 60er Jahren eine besondere Rolle.
Mit der Rückübertragung auch des Bergverwalterhauses (»Kavalierhaus«) in die Rechtsträgerschaft der Stadt schien 1954 der Zeitpunkt für eine den gewachsenen Ansprüchen an die »kulturpolitische Erziehungsstätte der Werktätigen und der Jugend« gerecht werdende Museumserweiterung gekommen zu sein. Obwohl Landeskonservator Dr. Bachmann, seit 1953 Vorsitzender des Museumsbeirates, wiederholt energisch darauf hinwies, dass eine solche dringend erforderlich wäre, zumal das Schloss aus Denkmalschutzgründen nicht für alle Arten von Ausstellungen geeignet sei, blieben die nötigen Mittel aus und der 1955 von der ständigen Kommission Volksbildung und kulturelle Massenarbeit gefasste Beschluss, aus dem Heimat- ein »Stadtmuseum« zu machen, Makulatur.
Auf zunehmende Kritik an den wenig ansprechenden Präsentationen hin wurde der Museumsbeirat, dessen Arbeit nach Dr. Bachmanns Tod 1958 eingeschlafen war, im März 1962 wiederbelebt. Die vom Beirat vorgeschlagene konzeptionelle Neuausrichtung sah eine Konzentration auf den thematischen Schwerpunkt Weinbau vor, der im Ausstellungsprogramm fortan eine größere Rolle spielte. Dr. Rudolf Weinhold (1925–2003), Leiter des Instituts für Volkskunde in Dresden, entwarf als neues Beiratsmitglied sogar die Idee, in der Hoflößnitz das »zentrale Weinmuseum der DDR« einzurichten. 1967 entschied der Rat des Kreises: »Das Heimatmuseum Haus Hoflößnitz ist schrittweise im Zusammenwirken mit dem VEG (Z) Weinbau und weiteren Stellen der zentralen und örtlichen Ebenen zum Weinbaumuseum auszubauen.«
Von der zuständigen Abteilung Kultur beim Rat der Stadt wurde diese Weisung nur zögerlich mitgetragen und 1972 sogar wieder infrage gestellt, »zur Erhöhung der gesellschaftlichen Wirksamkeit« sei das Profil eines thematisch vielfältigen »Geschichts- und Wirtschaftsmuseums« für das Radebeuler Territorium anzustreben. Erst im Laufe der 1977 begonnenen umfassenden Werterhaltungsarbeiten an der baulich lange vernachlässigten Anlage setzte sich das Konzept einer Profilierung zum »Weinbaumuseum des Elbtals« durch, die vom Rat der Stadt am 31. August 1983 beschlossen wurde. (Fortsetzung folgt.)
Frank Andert