Geduckt und scheelen Blickes drückt sich der Fuchs zur Seite weg. Er ist sauer, denn dort, wo er gern säße, sitzen schon Zwei. Und sie tun genau das, was er gern täte: Genüßlich machen sie sich über die sonnenreifen Trauben her. Wie der Fuchs haben sie lange auf diesen Tag gewartet. Unter hämischem Krächzen kreist der Rabe über ihren Köpfen, greift sich von oben eine Beere und bringt sie in Sicherheit.
„Ein fabelhafter Herbst“ kann schöner nicht beginnen: An sonnüberfluteten Hängen reift der Wein in der Stille der Tage zu letzter Vollendung, die Zeit des Genusses ist nahe herbeigekommen. Daran ist dem Künstler gerade sehr gelegen, denn dieser Tage kann er einen runden Geburtstag feiern.
Michael Hofmann ist 1944 in Chemnitz geboren. Fünfundzwanzig Jahre später kam er zum Studium nach Dresden. Seither hat ihn das Elbtal nicht wieder losgelassen. Vor inzwischen abermals fünfundzwanzig Jahren bezog er mit seiner Frau ein eigenes Haus in Radebeul. Aus einem seiner Atelierfenster hat er das Minckwitzsche Weinberghaus im Blick. So sind ihm auch der Wein und die mit ihm verbundenen Träume und Geister ständig vor Augen.
Mit der wohlausgewogenen Komposition des Flächenholzschnittes hat der Grafiker die für den besonderen Tag erhoffte Stimmung vorweggenommen. Dabei ist es ihm erneut gelungen, der Spannung zwischen der äußeren Ruhe des Herbsttags und der inneren Bewegtheit des Augenblicks Ausdruck zu verleihen. Die Öffnung der Szene zum Licht zwischen knorrigen Weinstöcken und prallen Trauben trägt auf ihre Weise zur stillen Heiterkeit eines „fabelhaften Herbstes“ bei.
Thomas Gerlach