Die Kronjuwelen…?
Die Kronenjuwelen des britischen Königshauses sollen ja das Kostbarste sein, was man auf dieser Welt besitzen kann. Ihren Wert schätzt man auf über 20 Billionen Pfund! Gewissermaßen ein Schatz der Superlative. Um die Klunkern zu schützen, bewahrt man sie seit einer kleinen Ewigkeit in einer beeindruckenden Festung auf, dem Tower of London. Der war nicht nur Schatzkammer des Königreiches, sondern zeitweise auch Waffenkammer, Hinrichtungsstätte, Zoo und Königspalast. Verständlich, dass die Herrscherfamilie ihr Wertvollstes und Liebstes natürlich ständig um sich haben wollte. Allein die St.-Edward-Krone beziffert man heute auf 39 Millionen Dollar. Das lässt man nicht gern allein. Auch will man natürlich die Edelsteine hin und wieder mal in der Hand fühlen. Wozu hat man sie denn sonst?
Natürlich verlief die Geschichte des Kronenschatzes nicht so glatt, wie man meint. Nicht immer ist man am Laufband an diesem „vorbeigeschwebt“. Erst seit 1967 ist dieser im Waterloo Barracks im Tower of London untergebracht. Ganz am Anfang wurden er in der Westminster Abbey, dem Krönungsort des Oberhauptes, aufbewahrt. Sicher war es da allerdings auch nicht, meldete doch die Chronik 1303 einen Diebstahl. Überhaupt sind die Herrscher lange Zeit ziemlich nachlässig mit ihrem Schatz umgegangen. Eduard III. hatte die Kronjuwelen sogar mal verborgt, um den Hundertjährigen Krieg (1337–1453) zu finanzieren.
Andere bewahren ihre „Kronjuwelen“ in Strumpf oder in der Matratze auf, wie neulich in Italien. Die böhmischen Kronjuwelen beispielsweise werden an drei verschiedenen Orten gelagert. Die Preußischen wurden gar im Zweiten Weltkrieg vor der heranrückenden Roten Armee im Thüringer Bergwerk Bernterode versteckt, um sie später den Nachfahren zu übergeben. Einiges ist aber auch abhanden gekommen. Das alte Sprichwort „Dreimal umgezogen, ist wie einmal abgebrannt.“, bewahrheitet sich halt immer wieder.
Die „Kronjuwelen“ von Radebeul werden in Bälde zum dritten Mal umziehen. Wohin weiß nur der Kuckuck allein. Da kann man nur hoffen, dass sie nicht auch nach Trier kommen, wie seinerzeit 1339, als Eduard III die englischen Kronjuwelen dem Kurfürst Balduin von Luxemburg geliehen hatte, weil der mal wieder knapp bei Kasse war.
Das freilich könnte der Großen Kreisstadt in den nächsten Jahren auch passieren. Die neusten Prognosen des Arbeitskreises „Steuerschätzungen“ sagen einen Rückgang von 10,2 Prozent voraus. Die Baukosten für geplante Vorhaben wie die Erweiterung des Karl-May-Museums, des Schul-Campus, des Objektes für Kunstsammlung und Stadtarchiv, der Sicherung der Kolbe-Villa und des Straßenbaus werden steigen. In die Hoflößnitz sollen auch demnächst die Handwerker einziehen. Die Inflationsrate hat mit +2 Prozent wieder angezogen. Welches Tafelsilber kann hier die Stadt eigentlich auf die Waagschale legen, wenn die Nummern schief gehen? Ob das Karl-May-Fest und das Herbst- und Weinfest das eingespielt haben, was man sich erhoffte, ist ohnehin fraglich. Und wie man hört, wird auch mit dem Vereinshaus jongliert und am Rosenhof sei man ebenfalls interessiert. Klingt alles verdächtig nach Monopoly.
Freilich hat Eduard III. sich Zeit gelassen mit dem Rückholen der Juwelen, aber 1343 konnte er dann die 50.000 Gulden auf den Tisch legen – nebst Zinsen versteht sich. Später beschloss man, dass der Schatz England nie mehr verlassen darf. Vermutlich hat man, als die Lage während des Zweiten Weltkrieges besonders brenzlig wurde, veranlasst, zwei Kopien der Kronjuwelen anzufertigen. Die durften dann auch mal auf Reisen gehen.
Für den Radebeuler Schatz kommt diese Lösung natürlich nicht in Frage. Hier ist die Lage eine ganz andere – den will niemand stehlen und ein Angriffskrieg ist auch nicht zu erwarten. Die Situation ist entstanden, weil einfach der Mietvertrag planmäßig ausgelaufen ist. Das konnte man ja nicht wissen. Der englischen Krone kann das nicht passieren. Da hatte sie schon 1086 vorgesorgt. Will aber gegenwärtig ein Radebeuler etwas aus dem Archiv ausleihen oder sich nur ansehen, muss man das bei einer Interimsstelle anmelden. Verständlich, dass man nicht wegen jedem Blatt einen Transport bestellt. Es muss sich ja lohnen, sich nach dem 14 Kilometer entferntem Ort aufzumachen. Wie es mit der Kunstsammlung überhaupt weiter geht, steht gegenwärtig noch in den Sternen.
Na gut, man kann halt nicht alles haben. Vielleicht ist der eine oder andere Bürger interessiert. Vielleicht sollten wir den Vorschlag des einstigen Oberbürgermeisters von Löbau aufgreifen und den Mitarbeitern und Bürgern einige Blätter und Kunstwerke einfach in die Hand drücken. Die würden sich freuen, und die teuren Unterbringungskosten könnten auch gespart werden, meint
Euer Motzi