Radebeuler Miniaturen

Rückblick auf die Zukunft

Beim Janus – wieder eine Gelegenheit verpaßt!
Janus – du weißt – ist der Gott mit den zwei Gesichtern, der als Hüter des Übergangs galt und der deshalb dem ersten Monat im Jahr seinen Namen gab. Mit Greisengesicht schaut er ins Gestern, während er mit jugendfrischem Antlitz das Morgen begrüßt.
Er könnte, würden wir dessen noch bedürfen, durchaus der Patron von „Vorschau & Rückblick“ sein. Es ist nämlich nicht immer einfach, schon vor Redaktionsschluß zu wissen, was danach noch interessant ist…
Nun ist jedenfalls wieder Januar.
Auf der Agenda fürs Kommende steht, so viel ich weiß, immer noch der Plan, den Aufgang zum Haltepunkt Kötzschenbroda mit der Kopie eines Bildes von Udo Lindenberg optisch etwas aufzuwerten. Er hatte ja seinerzeit den „Zug nach Kötzschenbroda“ umgeleitet, zum „Sonderzug nach Pankow“ gemacht und damit viel Freude ausgelöst. Ein Selbstbild Udos auf der Dampflok soll nun als Kopie den Durchgang zieren. So weit so geplant.
Etwa zeitgleich mit den entsprechenden Planungen begannen die Diskussionen um Karl May und dessen Blick auf indigene Völker.
Nun hatte ja der Panikrocker 1983 in seinem Lied den Genossen Generalsekretär als „Oberindianer“ bezeichnet.
Es sollte, dachte ich damals scherzhaft, einmal geprüft werden, wen der Barde damit beleidigt hat: den Generalsekretär? Die Indianer? Oder gar die Ober?
Aus nicht unbegründeter Sorge, der Scherz könnte ernst genommen und am Ende daraufhin vielleicht gar das Vorhaben abgeblasen werden, habe ich damals davon Abstand genommen, den Gedanken weiter zu verbreiten.
Nun aber lese ich am Ausgang des Jahres 2024 in der wie immer gut informierten realexistierenden „Lügenpresse“, daß anläßlich eines Chorkonzertes in Berlin das in Frage stehende Wort vorsorglich gestrichen worden ist …
Hätte ich damals meine Gedanken öffentlich gemacht, wäre ich der erste gewesen und hätte die Lacher auf meiner Seite gehabt. So rutsche ich – Janus seis geklagt – unversehens in die Rolle des Jammer-Ossis, der überall zu spät kommt.
Das einzig Schöne an der Geschichte ist, daß wir wieder was zu lachen haben – und das mit jugendlichem Antlitz am Anfang des Jahres – Prost!

Thomas Gerlach

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