Radebeuler Kultur in Zeiten der Isolation – Das RadebeulKulturNetz
Kultur verbindet die Menschen seit alters her. Sie überwindet Grenzen, baut Brücken und erschafft eine universelle Form der Kommunikation, ohne eine gemeinsame Sprache zu benötigen. Musik, Theater, bildende Kunst, Film, Tanz – all die verschiedensten Formen der Kunst lassen uns für einen Moment den Alltag vergessen, stimmen uns fröhlich oder traurig, regen zum Nachdenken an und ermöglichen es, über den eigenen Tellerrand hinaus in eine Welt zu blicken, die uns sonst verborgen bliebe.
In Zeiten der Isolation, in denen das Motto der Stunde lautet, zuhause zu bleiben, um andere zu schützen, liegen die Grenzen, die es zu überwinden gilt, nicht mehr in der Ferne, sondern vor der eigenen Haustür. Dort endet derzeit das soziale Leben. In diesen geschützten Raum gilt es nun für die Kultur, vorzudringen, um die Menschen weiterhin zu erreichen, ihre Gedanken aus den eigenen vier Wänden zu befreien und sie trotz räumlicher Entfernung an einer Gemeinschaft teilhaben zu lassen.
Unter dem Hashtag #RadebeulKulturNetz haben es sich daher verschiedene Radebeuler Kulturschaffende zum Ziel gemacht, ihr Publikum im eigenen Wohnzimmer abzuholen und auf eine virtuelle Reise zu unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten mitzunehmen. Seit Anfang April werden unter diesem Hashtag zahlreiche Angebote vereint, welche die Zuschauer auf Facebook, Youtube oder Twitch verfolgen können. So facettenreich wie das Radebeuler Kulturleben sind dabei auch die Videos und Livestreams. Gemeinsam mit Reinhard Zabka wandelten die virtuellen Besucher während der Finissage zur Ausstellung „Labytopia“ durch das Lügenmuseum oder folgten der Künstlern Mechthild Mansel durch ihre aktuelle Ausstellung in der Stadtgalerie, tanzten 350 Zuschauer knappe sechs Stunden lang zur Musik von DJ Pauli durch die eigene Küche oder lauschten den Klängen von Katharina und Günter Baby Sommer. Natürlich sendet in Radebeul auch Karl May regelmäßig Zeichen aus der Isolation, begegnete ihm doch bereits 1903 erstmals „… die kleine halsstarrige Corona, welche sich in den Strahlen des Scheik al Islam sonnte…“ und gemeinsam mit diesem versuchte Kara Ben Nemsi in die Knie zu zwingen (Im Reiche des silbernen Löwen 4, S. 181). So trotzt er auch 117 Jahre später erneut der Halsstarrigkeit von Corona und sendet alle zwei Tage über das Museumsteam Grüße aus dem Karl-May-Museum, das sich immer neue Tipps überlegt, um die Zuschauer selbst kreativ werden zu lassen. Und auch Halunke Locci gewährte in echter Wild-West-Manier einen Einblick in sein Jail-Office, von welchem aus er seinen nächsten großen Coup in der Westernstadt Little Tombstone plant – selbstverständlich mit Mundschutz, sicher ist sicher.
Das ausnahmslos positive Feedback verdeutlicht, dass kulturelle Angebote in Zeiten der sozialen Isolation nicht nur gewünscht, sondern essentiell sind. Sie erschaffen Nähe trotz Distanz, verbinden trotz Abstandsregeln, erschaffen gemeinsame Erlebnisse, auch wenn sie allein erlebt werden und senden die so wichtige Botschaft in die Welt: wir halten zusammen, wir bleiben verbunden und freuen uns gemeinsam auf eine Zeit nach Corona. Eine Zeit, in der wir den Worten von Günter Baby Sommer folgen und „wieder weltumtriebig unsere Kalender wiederbeleben“. Bis dahin bieten wir dem Social Distancing gemeinsam die Stirn. Der Radebeuler Kulturverein, das Kulturamt, das Karl-May-Museum, Centre Films, Dynamite Konzerte und zahlreiche Radebeuler Künstler haben noch jede Menge Ideen, um Kulturliebhaber aus Radebeul und darüber hinaus auch in der Krise nicht allein zu lassen. Konzerte, kurze Videoclips, Lesungen, Mitmach-Ideen und vieles weitere bringen auch in den kommenden Tagen und Wochen das Radebeuler Kulturleben direkt nachhause. Und auch den Künstlern kann man in dieser schwierigen Zeit etwas zurückgeben. Der Radebeuler Kultur e. V. leitet Spenden, die an den Verein gerichtet werden, an die Künstler weiter, die ihre kulturellen Beiträge zu ihren Zuschauern vor den Computern, Smartphones oder Tablets senden. Damit kann ein Jeder seinen Beitrag dazu leisten, das RadebeulKulturNetz auch in der Isolation am Leben zu erhalten, damit wir irgendwann wieder gemeinsam feiern und tanzen, lachen, in Tagträumen schwelgen und unser Glas erheben können, auf Zeiten ohne Abstandsregeln, Mundschutz und Isolation.
Ina Dorn
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