Wer kennt sie noch, die blauen Fahrzeuge des privaten Unternehmens von Rudolf und Herbert Krause?
Dieses Kapitel der Heimatgeschichte mit seinen Anfängen in den 1930er Jahren war Lebensader für die etwas abgelegenen Ortsteile wie Lindenau und Naundorf.
Betriebssitz und Werkstatt mit Garage war an der Meißner Straße in Radebeul West auf der Hainstraße. Die bedeutendste zentrale Haltestelle war auf der Bahnhofstraße auf dem Teilstück zwischen zwischen Meißner Straße und und Eisenbahnbahnbrücke gegenüber des ehemaligen Palast-Kinos.
Nach Unterbrechungen während des 2. Weltkrieges erfolgte recht bald der Neubeginn mit mehreren älteren Omnibussen der Fabrikate Opel-Blitz u.a. auf verschiedenen Linien, vornehmlich in Kötzschenbroda und Niederlößnitz in Richtung Lindenau, teilweise auch weiter über Friedewald, Dippelsdorf, Reichenberg, Boxdorf, Baumwiese zum Bahnhof Radebeul Ost.
In entgegengesetzter Fahrtrichtung gab es auch planmäßige Fahrten über Naundorf und Kötitz nach Coswig.
Es war sicherlich nicht einfach unter den damaligen schwierigen Verhältnissen einen privaten öffentlichen Liniendienst zu betreiben.
Die Fahrpreise waren gering, Gewinn war kaum zu erwirtschaften und Ausfälle aus technischen Gründen oft nicht zu vermeiden.
Als Kind und Schüler habe ich selbst einige Erlebnisse und Beobachtungen bei Mitfahrten mit meinem Großvater und meinen Eltern machen können. Auf dem Schulweg entlang dem Gradsteg, konnte ich das Ergebnis einer missglückten Unterquerung der dortigen Eisenbahnbrücke betrachten. Dem Fahrer war offenbar die niedrige Lichte Höhe nicht bewusst, sodass es das Busdach unter die Unterführung schob.
Kurios war manchmal auch anzusehen, wenn unterwegs stehengebliebene Omnibusse mit einem größeren PKW in die Werkstatt abgeschleppt worden.
Die wirtschaftliche, aber auch die politische Situation des Privatunternehmens verschlechterte sich bereits gegen 1960 derart, dass die Betreiber den Linienbetrieb aufgaben und der damalige VEB Kraftverkehr Meißen den Betrieb mit eigenen Fahrzeugen des Fabrikates „Ikarus“ größtenteils übernahm und sein Nachfolgeunternehmen dies bis in die heutige Zeit betreibt.
Übriggeblieben war ein relativ modern anmutender alter Sattelschlepper-Omnibus ungeklärter Herkunft, der noch einige Jahre für Sonderfahrten und im Schienenersatzverkehr für die Deutsche Reichsbahn im Einsatz war.
In Erinnerung geblieben sind so manche Episoden und die leuchtend blaue Außenlackierung mit dem schönen bunten Radebeuler Stadtwappen an der Seite.
Wer als Leser dieser „Vorschau & Rückblick“ ebensolche Erinnerungen, Fotos oder andere Dinge wie Fahrscheine und Fahrpläne im Besitz hat, wird freundlichst gebeten, dies der Redaktion oder dem Verfasser kundzutun.
Wilfried Heinrich, seit 1966 in Dresden
Ein Kommentar
Einer der Busbetreiber Krause lebte als unser Nachbar mit seiner Frau bis zu seinem Tode etwa 1998/90 uns gegenüber auf der August-Kaden-Straße, in einem kleinen Bungalow. Mein Mann und ich halfen den beiden Hochbetagten mit Einkäufen und Handreichungen. Als Krauses Vermächtnis steht heute noch eine große Eiche am Straßenrand, die im Sommer wohltuenden Schatten spendet und ab Oktober bis Weihnachten für viel Laubabfall sorgt.