Ergänzungen zum Beitrag „Mit Schweiß gedüngt“

Die Redaktion sieht in dem Beitrag ein wichtiges Dokument zur Veranschaulichung der Radebeuler Stadtgeschichte, dem, so der nachvollziehbare Vorwurf, im geschichtlichen Kontext allerdings die notwendige Relativierung fehlt. Im Widerstreit der Lesarten hat uns der Autor nachfolgende Zeilen zukommen lassen:

Vernunft, Berechnung, Angst, Einsicht, Stolz, Erfahrung – jeder weiß es bei Erich Fried besser. Doch es ist was es ist, sagt die Liebe. Mein Beitrag „Mit Schweiß gedüngt“ im Februar-Heft hat die Wellen hochschlagen lassen. Der Autor darf es nun richten. Danke für die Chance.
Ich bin Radebeuler mit Migrationshintergrund, seit 1990 ansässig. Von einem Elternteil her halber Sachse, geschult durch jährliche Besuche. Nur zu gut verstand ich das Leid Hiesiger, die sich von keinem Bio-Wessi absprechen lassen wollten, dass es jenseits von Schießbefehl und Stasi ein Leben voll Glück und Liebe in der DDR gab. Denn: Es ist was es ist.
Nun eine Frage an die Älteren, die mit dem eingeimpften Anti-Faschismus: Warum sollte es nicht auch ein glückliches Leben 1933-1945 gegeben haben? Genau einen solch kleinen Ausschnitt beschreiben die Erinnerungen meines Vaters beim Umgraben der Radebeuler Weinberge. Sicher: Seine Fotos zeigen Hakenkreuze. Rechtfertigt dies die reflexartige Etikettierung? „Achtung, die Lektüre dieses Textes kann faschistisches Gedankengut beflügeln!“
Mein Vater beendet seine Erinnerungen für die Zeit bis 1945 mit einem „Nie wieder“. An jedem 13. Februar stellte er eine Kerze in sein bayrisches Fenster und er sorgte 1973 dafür, dass sein Jüngster keinen Wehrdienst leisten musste. Man darf und soll die Vergangenheit kritisch betrachten, aber man kann dennoch positive Erinnerungen an sie haben. Denn: Es ist was es ist.

Burkhard Zscheischler

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