950 Jahre Cossebaude

Foto: Heimat- und Verschönerungsverein Cossebaude e.V.

Das Gebiet der linkselbischen Täler zwischen Meißen und Dresden war schon in grauer Vorzeit von slawischen Stämmen bewohnt. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts drängten deutsche Fürsten mit ihren Gefolgschaften die slawische Bevölkerung zurück und siedelten rechts und links der Elbe.
Eine Urkunde aus dem Jahre 1071 verweist auf Cossebaude und gilt damit als erstes Dokument, in dem der Ort genannt wird. Es gibt allerdings berechtigte Zweifel an der Echtheit dieses Schriftstückes. Nichtsdestotrotz gilt 1071 – das Jahr der Ersterwähnung in der Bischof-Benno-Urkunde – als Grundlage für das 950-jährige Jubiläum.
Cossebaude entstand als Häuslerdorf in einer günstigen Lage. Das Wetter und die Bodenqualität begünstigten Ackerbau und Viehzucht. Die Bevölkerungszahl stieg stetig. Im Verlaufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte wechselte Cossebaude mehrere Male den Besitzer.
Seit mehr als 750 Jahren wird in Cossebaude Wein angebaut, wenn auch nicht so viel wie an den Hängen rechts der Elbe. Bischof Benno soll den Weinanbau nach Cossebaude gebracht haben und lobte den Wein von seiner „Lieben Ecke“.
Der Bau der Eisenbahnlinie Dresden – Berlin etwa um 1875 erwies sich als sehr günstig für die industrielle Entwicklung des Ortes. Es entstanden große Industriebetriebe, zum Beispiel Windschild & Langelott und DYKERHOFF & WYDMANN, die Betonwaren produzierten. Etwas später siedelten sich die Eisenwerke Meurer an.
Etwa um 1880 wurden die Weinberge von der Reblaus befallen und der Weinbau musste eingestellt werden. Ein Wahrzeichen Cossebaudes verschwand für viele Jahre. Als Ausgleich wurden jetzt Obstbäume an die frei gewordenen Hänge gepflanzt. Die Baumblüte zog in den Frühlingsmonaten viele Besucher aus Dresden und Umgebung, auch mit Sonderzügen, in den Ort.
Für das leibliche Wohl der Gäste wurde gesorgt: Um die Wende vom 19.-20. Jahrhundert gab es in Cossebaude etwa 30 Gaststätten!
Das fruchtbare Elbtal begünstigte den Gartenbau. Viele Gärtnereien blühten auf, besonders bedeutsam waren die Baumschule Teschendorff, die übrigens bis 2007 bestand, und der Gohliser Gartenbaubetrieb Willy Benke. Beide Firmen zogen viele Besucher in der Rosen- und Dahlienblütenzeit nach Cossebaude.
Auch noch heute sind Gartenbaubetriebe ein wirtschaftlicher Faktor in der Ortschaft.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Cossebaude ein reges gesellschaftliches Leben, so seit 1883 bereits den „Verschönerungsverein für Cossebaude und Umgegend“. Ein Jahr früher wurde der Arbeiterturnverein gegründet. Ein Männergesangverein und ein Kriegerverein durften nicht fehlen. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1923 aufgebaut.
Cossebaude hat auch in der großen Politik einmal eine Rolle gespielt. Der Dreißigjährige Krieg verwüstete 1645 Deutschland und vor allem auch Sachsen. Im Garten des Gasthofs „Zum schwarzen Bären“ wurden erste Friedensverhandlungen zwischen den Schweden und Sachsen geführt. Daran erinnert heute eine Gedenktafel.
Johann Ludewig (* 25. Februar 1715 – † 12. Januar 1760) – welcher Einwohner Cossebaudes kennt den Namen nicht? „Der gelehrte Bauer von Cossebaude“ hat sich sein Wissen auf mathematischem und astronomischem Gebiet autodidaktisch erworben. So war er in der Lage, eine Sonnenfinsternis recht genau vorauszusagen. Heute gibt es ein Denkmal für ihn in der Talstraße, die Bibliothek trägt seine Namen und erinnert an diese Persönlichkeit mit einer Gedenktafel.
In der Opernwelt bekannt ist die Sopranistin Erna Berger (* 19. Oktober 1900 – † 14. Juni 1990). Sie wurde in Cossebaude geboren. Erna Berger sang viele Rollen an den besten Opernhäusern der Welt. Am Bahnhof, ihrem Geburtshaus, erinnert eine Tafel und in der Hauptstraße ein Denkmal an die herausragende Künstlerin.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die großen Cossebauder Industriebetriebe demontiert und als Reparationsleistungen in die Sowjetunion gebracht. Das betraf auch das Pumpspeicherkraftwerk. Das Ende der zwanziger Jahre gebaute Werk galt als eines der ersten Pumpspeicherwerke der Welt.
Die Entwicklung Cossebaudes kam in der Nachkriegszeit kaum voran. Die Ortschaft war kein industrieller Schwerpunkt mehr. Das Wärmegerätewerk und die Baumechanisierung waren einzige Objekte. Bis auf die Siedlung „An den Winkelwiesen“ wurden keine Wohnungen gebaut. Das Betonwerk fertigte Teile für das Plattenneubaugebiet Dresden-Gorbitz und verschiedene Industriebauten.
Mit großen Anstrengungen konnten in den 70er Jahren die polytechnische Oberschule und eine Kindereinrichtung gebaut werden.
Die Wende 1989-1990 brachte neue Chancen für unsere Ortschaft. Mit der Wiedervereinigung wehte auch in Cossebaude ein frischer Wind. Und der führte zu vielen Verbesserungen. Was sollte man nennen?
Mit der Sanierung der Bundesstraße 6 ersetzte eine Buslinie die fast 90-jährige Straßenbahnverbindung in das Stadtzentrum von Dresden.
Das Wohngebiet „An den Winkelwiesen“ wurde erweitert und der Ortskern an der Hauptstraße saniert.
Kommunalpolitisch gehört Cossebaude seit 1997 durch einen Eingemeindungsvertrag zur Landeshauptstadt Dresden und bildet für 30 Jahre eine eigenständige Ortschaft.
Der Bauboom bei Ein- und Mehrfamilienhäusern hat einen Mangel an Bauland zur Folge. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Teil der ausgewiesenen Baugebiete durch das Elbehochwasser 2002 aufgegeben werden mussten. Cossebaude ist jetzt durch den neuen Deich und Betonbauwerke vor einem 100-jährigen Elbhochwasser geschützt, aber die alten Deiche, so zeigte es sich 2002 und 2013, reichten nicht aus.
Die Grundschule wurde erweitert und rekonstruiert. Der bisherige Kindergarten und die Kinderkrippe wurden durch den Neubau eines Kinderzentrums mit ca. 240 Plätzen ersetzt.
Für die Seniorinnen und Senioren entstand im Wohngebiet „An den Winkelwiesen“ durch die AWO ein Pflegewohnheim.
Der Heimat- und Verschönerungsverein Cossebaude e.V. wurde in der Tradition des in der Nazi-Zeit verbotenen Verschönerungsvereins Cossebaude und Umgegend 1993 neu gegründet und hat als Zentrum seiner Tätigkeit seit 2008 das Heimathaus in der Talstraße. Das Haus wird durch Arbeitsgruppen, Hobbyzirkel und private Interessen rege genutzt.
Für viele Einwohner wurde das Leben in Cossebaude attraktiver. Doch nicht alles veränderte sich zum Guten. So gibt es dem allgemeinen Trend folgend bis auf drei mittlere Verkaufseinrichtungen nur noch wenige Einzelhandelsgeschäfte. Die Vielzahl der Gaststätten hat stark abgenommen.
Der Verkehr auf der B6 hat auch durch den Neubau der Straßenbrücke der S84 in Niederwartha Ausmaße erreicht, die kaum mehr zu vertreten sind. Die lärmgeplagten Anwohner hoffen auf den Neubau der B6 n südlich der Bahnlinie mit den notwendigen Lärmschutzmaßnahmen.
Im Juli dieses Jahres wollten die Cossebauder Bürgerinnen und Bürger gebührend ihr 950. Jubiläum begehen. Die Corona-Pandemie hat dies ausgebremst. So werden wir, wenn es die dann aktuelle Lage zulässt, das Ortsjubiläum am Wochenende vom
8.-10.Juli 2022 begehen. Der Ortschaftsrat, die Schulen und alle Vereine bereiten dieses Fest gemeinsam mit den Bürgern vor.

Klaus Schroeter und Rudolf Hickmann
Heimat- und Verschönerungsverein Cossebaude e.V.

 

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