Zum 5. Todestag am 7. Juli Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Richard Müller
Die Silicone machten ihn weltberühmt – er machte die Silicone weltberühmt:
1954 beruft ihn die TH *) Dresden zum nebenamtlichen Professor, Große Freude bereitet es ihm, sowohl in seinem Institut als auch als Hochschullehrer seine Kenntnisse dem wissenschaftlichen Nachwuchs zu vermitteln. Und dieser genießt den Vorzug. neueste wissenschaftliche Erkenntnisse der Siliconchemie von Weltgeltung aus dem Munde des Urhebers zu erfahren und unter höchstqualifizierter Leitung an deren Weiterentwicklung mitzuwirken. Unter seiner Obhut kommt es neben zahlreichen Patenten zu etwa 250 Veröffentlichungen und 12 Dissertationen aus seinem Institut. Er ist so erfolgreich, dass es den Machthabern und Neidern 1968 nicht mehr gefällt und sie ihn in den Ruhestand drängen, obwohl er noch über volle Arbeitsfähigkeit verfugt. Wir erinnern uns, dass es in der DDR – sie litt ja unter chronischem Arbeitskräftemangel – verbreitet und bei verantwortlichen Kräften üblich war, auch noch nach dem 65. Lebensjahr in gewissem Umfang zu arbeiten, zumindest ihre schöpferische Tätigkeit bis zu einem gewissen Abschluss zu bringen. Und ausgerechnet das ist ihm nun nicht vergönnt – Undank ist der Welt Lohn! Unter seinem Nachfolger besteht dann das Institut bedauerlicher Weise nicht mehr lange. Seine Vorlesungstätigkeit endet 1972. Aber allen Widerwärtigkeiten zum Trotz wird durch zahlreiche Ehrungen deutlich, man weiß, man ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Angefangen vom oben erwähnten Nationalpreis der DDR über die Clemens-Winkler **)-Medaille (1962) und die Ehrenmitgliedschaft der Chemischen Gesellschaft der DDR (1982) kommt es zu zwei Ereignissen ganz besonderer Ehrung: Den beiden Begründern der Siliconchemie ***), Herrn Prof. Dr. Richard Müller Emeritus der TU Dresden – und Herrn Prof. Dr. Dr. Eugene G. Rochow, wird jeweils in einer gemeinsamen Festveranstaltung im August 1992 an der TU München der von der Wacker-Gesellschaft gestiftete Siliconpreis und im September 1992 von der TU Dresden die Ehrendoktorwürde verliehen. So wird ihm auch hohe akademische Anerkennung zu Teil: wie schön, dass diese Form gewählt wurde und wie schön, dass auch der US-Professor erschienen ist! Es gibt Bilder, die die beiden jetzt gemeinsam geehrten Freunde in regem Gespräch zusammen zeigen. Sie sind sich übrigens bereits 1963 anlässlich eines Symposiums an der TU Dresden in voller Harmonie begegnet. Richard Müller wäre nicht er selbst wenn er im Ruhestand nur der Ruhe pflegte. Mit Siliconen mochte er sich nicht mehr befassen – da ist ihm zu übel mitgespielt worden. Aber er findet Erfülllung in der Mineralogie und auch besonders in der sächsischen Geschichte. So erreicht er bei beachtlich guter Gesundheit in der schonen Lößnitz das ansehnliche Alter von fast 96 Jahren. Er hinterlasst uns ein umfangreiches und bis in ferne Zukunft aktuelles Lebenswerk, so umfangreich, dass wir hier nur einen kleinen Ausschnitt betrachten konnten. Das Grab auf dem Friedhof der Lutherkirche in der Nahe der Kapelle ist leicht zu finden.
Wir verneigen uns dankbar vor dem großen Radebeuler.
Der Verfasser bedankt sich bei Frau Lochmann (Tochter von R.M.), Herrn Prof. Dr. habil. Auner (Johann-Wolfgang-Goethe-Universitat Frankfurt/M), Herrn Dr. Meier (Mitarbeiter von R.M.), bei Herrn Dr. Lienen und Frau Dipl. Archiv. Heymann (Dir. und Stellv. Dir. d. Universitätsarchivs d. TU Dresden). Herrn Dr. Sorms (Leiter Öffentlichkeitsarbeit der AWD.pharma GmbH & Co.KG) Herrn Gehre (Ltr. d. Abt. Öffentlichkeitsarbeit im Werk Nünchritz d. Wacker-Chemie GmbH) sowie bei Frau Fiedler (Mitarb. im Stadtarchiv Radebeul) für die erfahrene Unterstützung. Obigen Zeilen liegen die „Erinnerungen“ von Richard Müller, Informationen aus Gesprächen mit den Genannten und aus den Archiven sowie eigene Erinnerungen zugrunde. Die Bilder wurden freundlicher Weise von Frau Lochmann zur Verfugung gestellt.
Gerwalt Beyer
*) ab 1962 TU
**) Entdecker des Germaniums
***) lhr Verfahren ist als „Müller-Rochow-Synthese“ in die Chemie eingegangen