Endlich darf wieder gespielt werden im Rahmen strenger Hygienekonzepte
Am 14. Juni 1940 marschieren deutsche Truppen in Paris ein. Nach dem Waffenstillstand zwischen Frankreich und Deutschland beginnt die Besatzung mit allen unwürdigen Begleiterscheinung, die Krieg nach sich zieht. Am 6. Juni 1944 landen die Alliierten in der Normandie. Adolf Hitler, der einigen seiner Generäle kein Vertrauen mehr schenkte, durch das auf ihn am 20.Juli 1944 ausgeübte Attentat im Führerhauptquartier u.a. durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg, setzte, in der aus Sicht des Militärs aussichtslosen Situation auf General von Choltitz (Frank Siebers) in Paris. Der General bekam am 23. August 1944 den Befehl: „Paris darf nicht oder nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen.“ General Dietrich von Choltitz zögerte den Befehl auszuführen. Das ist historisch nachweisbar. In der Stückvorlage (Gély) und der Inszenierung von Tine Josch sowie der Dramaturgie von Johanna Jäger handelte es sich um „Sternstunden.“ Der General erhält mitten in der Nacht Besuch von dem schwedischen Generalkonsul Raoul Nordling (Michael Heuser) im Hótel Le Meurice in Paris. Botschafter Nordling übergibt ihm einen Brief von der militärischen Gegenseite. General Choltitz lehnt im ersten Impuls die Post des französischen Generals ab. Es ist eine prekäre Situation für beide Männer.
Der Schwede Raoul Nordling ist selbst als Sohn des vorherigen Konsuls, seines Vaters, in Paris geboren. Aus der genauen Kenntnis der gegenwärtigen Situation und seiner biografischen Erfahrung heraus, versucht der Diplomat sein Gegenüber, den General Choltitz zum Waffenstillstand mit den Franzosen zu bewegen und die befohlene Zerstörung der Stadt Paris zu verhindern. „Sie sind anders als ihre Vorgänger.“ Er malt im Gespräch Bilder, wie der General mit seiner Frau und seinen Kindern nach dem Krieg, also in Friedenszeiten Paris besucht. Der General von Choltitz hat vor der augenblicklichen Situation um seine Familie Angst. Er möchte nicht, dass diese als Geiseln benutzt werden, wenn er versagt. Hier verspricht der Generalkonsul seine persönliche Hilfe. Er schlägt vor: „Frau und Kinder von General Dietrich Choltitz in die Schweiz zu evakuieren.“ Ob er sein persönliches Ehrenwort als Diplomat dafür gebe?, fragt ihn sein Gegenüber. Konsul Raoul Nordling erklärte, dass er seine Frau, die Jüdin ist auf dem gleichen Weg in die Schweiz bringen ließ.
Zwei Militärs (Tom Hantschel, Maximilian Westphal), die für die persönliche Sicherheit des Generals zuständig sind, berichten auf offener Szene von der aktuellen Lage. „Die Alliierten stehen kurz vor Paris. Es ist kein Durchkommen.“ Paris wurde am 25. August 1944 mit Hilfe der Alliierten befreit. Fast ein Jahr später, am 8.Mai 1945 kapitulierte Deutschland. Welch ein Wahnsinn!
Trotz der zum Teil bedrückenden Atmosphäre (Ausstattung: Irina Steiner) ist es erstaunlich, wie viele Facetten während des Gesprächs, die Schauspieler Siebers und Heuser zum Klingen bringen.
„Endlich wieder richtiges Theater,“ sagte ein Gast neben mir. Anhaltende Beifall beim Publikum.
Endlich darf wieder gespielt werden. Sehr empfehlenswert für Schulklassen. (Falls möglich.)
Angelika Guetter