Künstler im Weinberg

Pleinair und Ausstellung im Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth

Franziska Kunath „Jacobstein“, Repro M. Kratschmer

Reisende, die mit der Bahn von Berlin oder Leipzig her oberhalb Meißens ins Elbtal biegen, erleben staunenden Auges, dass und wie der hiesige Weinbau die Landschaft prägt. Rebschnitt geht hier Hand in Hand mit Landschaftspflege; und keiner mag sich vorstellen, die Lößnitzhänge verbuscht und bestockt oder gar bis zur Hauskrause bebaut zu sehen. Doch die über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft pflegt sich nicht zum Nulltarif. Es bedarf immer wieder gemeinsamen Mühens aller, sie zu erhalten und zu entwickeln.

Franziska Kunath „Jacobstein“, Repro M. Kratschmer

Nicht zuletzt der damit verbundenen vorwiegend finanziellen Probleme wegen hat der Freistaat Sachsen noch vor der Jahrtausendwende einen bedeutsamen Entschluss gefasst, der nicht nur dem Finanzminister schlaflose Nächte bereitet haben dürfte: Das in Wackerbarths Ruhe angesiedelte „Staatsweingut“ sollte nicht verkauft, sondern in Eigenregie zum „Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth“ umgestaltet werden: Ein Entschluss, der im wahrsten Sinnen „Früchte“ trägt.
Zu Beginn des dritten Jahrtausends hatte sich nun auch der Rotary Club Radebeul gegründet. Hier haben sich Menschen zusammengefunden in dem Bestreben, dort Gutes zu tun, wo andere es unterlassen. Nach eigenem Bekunden fühlen sie sich dabei „unter dem Motto ´Selbstloses Dienen` (…) den Idealen von Rotary International verpflichtet“.
In ihrem Jahresprogramm 2020/21 hatten sie sich zum Ziel gesetzt, Kunst- und Kulturschaffende in den Blick zu nehmen, deren manchmal prekäre Lage nicht nur durch die gegenwärtigen Einschränkungen bedingt ist. Ein erstes sehenswertes Ergebnis dessen war die „KünstlerKartenBox“ mit 34 Künstlerportraits auf Faltkarten.
Im Zusammenwirken mit Schloss Wackerbarth kam es dann im Sommer 2021 zu einer Premiere: Gemeinsam wurde zum Pleinair in die grünenden Weinberge und den barocken Park eingeladen. So bevölkerten dann ein Wochenende lang (17. /18. Juli) acht Künstlerinnen und sieben Künstler beinahe aller Generationen das weitläufige Gelände, ihre Erlebnisse im Weingut auf je eigene Weise zu Papier oder auf die Leinwand zu bringen. Die Aktion war eingebettet in das radebeulweite Projekt „Kunst geht in Gärten“. So hatten die Besucherinnen und Besucher des Weinguts die zusätzliche Gelegenheit, bei einem Glas Wein „echten“ Künstlern über die Schulter schauen zu können und so ihren Besuch mit einem besonderen Erlebnis zu krönen.

Mechthild Mansel „Flaschenhebermaschine“, Repro M. Kratschmer

Aus den Ergebnissen dieses Wochenendes wuchs eine Ausstellung, die noch bis 30. April im Gutsmarkt von Schloss Wackerbarth zu erleben ist. Sie erscheint so heterogen wie die Beteiligten im besten Sinne jeweils eigene Menschen sind:
Anna Gorsleben, Roland Gräfe, Sebastian Hennig, Karen Koschnik, Franziska Kunath, Klaus Liebscher, Mechthild Mansel, ORLANDO, Stefan Pautze, Joachim Rauch, Ralf Uhlig, Irene Wieland, Renate Winkler und Susan Wittwer geben Einblicke in ihre Erlebnisse. Sie zeigen zugleich mit Malerei, Zeichnung, Grafik und sogar Skulptur und Plastik wie abwechslungsreich und lebendig die Kunstszene im Meißner Elbland immer noch und immer wieder ist. Selbstverständlich können die Arbeiten auch erworben werden, wobei der Erlös ausschließlich den Künstlerinnen und Künstlern selbst zu Gute kommt.

Thomas Gerlach

schlechtbescheidenmittelmäßiggutexzellent (Noch nicht bewertet)
Loading...
823 Aufrufe

Kommentieren

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mittels * markiert.

*
*

Copyright © 2007-2024 Vorschau und Rückblick. Alle Rechte vorbehalten.