5. Bauherrenpreiswanderung

Radebeul Ost – „südlich der Meißner Straße“

Das fünfte Mal ist ja schon fast wie ein kleines Jubiläum, oder? Zumindest können wir uns freuen, dass die Serie der Bauherrenpreiswanderungen nicht wie vieles andere durch Corona unterbrochen wurde.

Zuerst ein kleiner Rückblick auf unsere vierte Wanderung am 8. Oktober 2021. Es trafen sich reichlich dreißig Interessierte am Restaurant Gaumenkitzel in Zitzschewig auf der Coswiger Straße 23. Schön auch für die Gaststätte „Gaumenkitzel“, dass danach von einigen noch die Gelegenheit wahrgenommen wurde, dort essen zu gehen. Die Familie Dr. Kastler hat mit der Sanierung dieses Fachwerkhauses zum einen ein Schmuckstück an der Straße durch das alte Zitzschewig geschaffen, aber damit auch die hoffentlich bleibende Möglichkeit, dieses bei einer Einkehr, bei Speis und Trank mit Freude auch von innen zu erleben. Den Preis erhielt das Gebäude 2008 und es verkörpert in seiner Erlebbarkeit ein Idealbeispiel, traditionelle dörflicher Architektur zu bewahren und eine hochwertige zeitgemäße Nutzung zu ermöglichen. Leider ist davon an der Durchfahrtsstraße durch Zitzschewig schon manches verloren gegangen. Zu hoffen ist nur, dass zukünftige Bauherren sich mit dem baulichen Charakter des Dorfes mehr identifizieren und durch ihre Vorhaben ein Stück dieses Charmes wieder hervorzaubern.

Nun galt es diesmal im Oktober beim Wandern nicht gar zu sehr zu bummeln, da sich für 19 Uhr schon die Dunkelheit angekündigt hatte. Nächstes Ziel, ein paar Schritte weiter, war der Bauerngarten der Familie Schumann auf dem Dorfplatz Altzitzschewig.

Bauerngarten der Familie Schumann in Altzitzschewig
Foto: Archiv – verein für denkmalpflege und neues bauen

Dieser hatte 2003 einen Sonderpreis erhalten Der Garten befindet sich gegenüber dem prämierten Zustand wegen Buchsbaumzünsler etc. gerade etwas in der Umgestaltung. Mit viel Engagement redete sich Frau Schumann, von der wir empfangen wurden, in die Herzen vor allem der Hobbygärtner. Sicher wäre es auch nicht langweilig geworden, wären wir hier geblieben und hätten mit mehr Zeit den liebevollen Details der in herbstlicher Abendsonne am Platz liegenden Häuser noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Aber weitere Preisträger warteten auf unsere Besichtigung.

Bischofspresse mit Freundschaftstempel von der Gartenseite gesehen
Foto: Archiv – verein für denkmalpflege und neues bauen

Vorbei an der Hochwassermarke von 1845 ging es auf dem Bischofsweg zur Bischofspresse. Dort wurden wir herzlich von Familie Wagner empfangen. Am wiedererrichteten Freundschaftstempel, verwöhnt mit Weintrauben aus dem Garten, lauschten wir Herrn Wagner. Er berichtete mit viel Erfahrung von der Geschichte des Hauses und der Sanierung des Anwesens. Die Bauherrschaft erhielt den Preis 2005 für die gelungene denkmalpflegerische Instandsetzung.

Nun ging es hinauf durch das Kirchgässchen zum Publikumpreisträger 2019, den wohl keiner der Anwesenden bisher im Original gesehen hatte – dem Garten der Familie Hofmann auf der Mittleren Bergstraße 18b. Herr und Frau Hofmann waren ganz überrascht, wie viele „Bauherrenpreiswanderer“ bei ihnen hereinschneiten. Sie hatten eine viel kleinere Gruppe vermutet. Aber in bewundernswertem Gemeinschaftssinn der Anwesenden reichten die hübsch vorbereiteten Käsespieße und Weingläschen gut für alle. Neben Erläuterungen zum Garten und zum Haus begann ein sich vertiefender Gedankenaustausch der anwesenden Hobbywinzer zu Pfahlerziehung und pilzwiderstandsfähigen Weinzüchtungen. Somit galt es sich wiederum aufs Thema zu fokussieren und sich loszureißen.

Der Hofmannsche Garten
Foto: Archiv – verein für denkmalpflege und neues bauen

Apropos Publikumspreis – auch im Jahr 2022 wird es eine Bauherrenpreisverleihung geben. Bis 30. Juni können Vorschläge eingereicht werden. Schauen Sie schon mal, was sich seit 2019 oder bisher noch nicht genügend beachtet, in Radebeul baulich Positives getan hat. Der Verein für Denkmalpflege und neues Bauen e.V. wird sich freuen, Einreichungn zu erhalten. Auch freuen wir uns auf eine rege Beteiligung bei der Bewertung des Publikums in der der Preisverleihung vorangehenden Ausstellung, vermutlich wieder in der Sparkasse. An der Ecke zum Knollenweg bzw. unten am Schloss Johannesberg warfen wir in den dämmernden Abend hinein einen Blick hinauf zum im Wächterberg thronenden ehemaligen Wohnhaus des Weinbauberaters Carl Pfeiffer. Auch dieses wurde von Familie Dr. Kastler saniert und erhielt 2003 den Bauherrenpreis für Altbausanierung. Wer Interesse hat, kommt sicher zum Tag des offenen Weingutes noch etwas näher an das Gebäude und die dort mögliche Aussicht.

Auf der Johannesbergstraße 5 kamen wir schon im Dunkeln an. Diese erhielt 2019 den Bauherrenpreis für Altbausanierung. Ich wollte unter einer Straßenlaterne eigentlich nur ein paar mir zugängliche Informationen über die engagierte Sanierung an das Publikum weitergeben. Doch da hörte ich „wir können auch reingehen“. Welch schöne Überraschung – zwei Herren der Familie Jentzsch hatten an unserer Tour teilgenommen und konnten nun viel persönlicher und detaillierter zur Sanierung berichten. Und vom Hof ergab sich auch ein sonst nicht erlebbarer Blick, was ja auch ein Reiz unserer Bauherrenpreiswanderung ist.

Den Abschluss bildete der Publikumspreis 2016 – die Weinstube Altnaundorf 21. Auch hier ein saisonal erlebbares Kleinod, welches mit viel privatem Engagement wiedererweckt und nun betrieben wird. Etwa 20 Leute blieben noch auf ein Schöppchen Wein mit Zwiebelkuchen in der gemütlichen Gaststube. Und die Wirtsleute ließen sich nicht lange bitten, als „Publikums – Bauherrenpreisträger“ zu ihrem Objekt zu berichten.

Es war eine Tour, zu der wir uns besonders herzlich für all die geplante und spontane Gastfreundschaft, sowie Offenheit der Bauherrenpreisträger bedanken konnten.

Und nun lädt Sie der Verein für Denkmalpflege und neues Bauen e.V. zur fünften Bauherrenpreiswanderung ein. Verraten will ich zur Tour und deren „Perlen“ noch nicht so viel. Aber entgegen einem in der (etwas entfernteren) Presse immer wieder gepflegten Klischee führt die Wanderung zu Bauherrenpreisträgern in Radebeul Ost „südlich der Meißner Straße“.

Und wenn jemand, der Radebeul schon lange kennt, mal Revue passieren lässt, was sich dort alles getan hat, dann wäre es schade, wenn dies nicht auch zu Beachtung und Preisen geführt hätte.

Darüber wollen wir zu unserer Tour sprechen. Denn es gibt auch noch einiges in diesem Gebiet zu richten, was auf einen dem „besonderen Charakter von Radebeul“ entsprechenden Weg gebracht werden sollte. Was das ist, diese Diskussion ist nie abgeschlossen. Nur die aktive, stetige Auseinandersetzung in der Stadtgesellschaft mit diesem Thema wird uns diesen ahnen, bewahren und gemeinsam gestalten lassen.

Da sich die Zahl der Bauwerke mehrt, die in ihren Dimensionen und in ihrer Materialität mit dem Stadtcharakter kollidieren, ist diese Diskussion notwendigen denn je. Die an Gartenzäunen aufgehangenen Plakate klagen diese Entwicklung an und kritisieren die Genehmigung der entsprechenden Gebäude.

Für alle, die vom Bauherrenpreis in Radebeul noch nichts gehört haben, sei dieser nochmals kurz erläutert:

In Zeiten des sich schnell entwickelnden, pulsierenden Baugeschehens in Radebeul wurde der Radebeuler Bauherrenpreis vom Verein für Denkmalpflege und neues Bauen Radebeul e.V. gemeinsam mit der Stadt Radebeul ins Leben gerufen. Von 1997 bis 2011 wurde der Preis jährlich für Neubau, Denkmalpflege und Außenanlagen verliehen. Mittlerweile ist die Intensität des Bauens in der Stadt zurückgegangen und der Preis wird alle 3 Jahre vergeben, zuletzt 2019 (siehe V&R 12/19).

Dieser Preis soll ein Element sein, um die Diskussion zu Auffassungen zur Baukultur in Radebeul zu fördern und öffentlichkeitswirksam zu machen. Er ist auch von der Hoffnung getragen, Bauherren und Investoren zu erreichen und anzuregen, im Vorfeld intensiv über die Wirkung ihrer geplanten Bauwerke in der Stadt nachzudenken.

Die Bauherrenpreiswanderung soll uns wieder einige der in der Vergangenheit prämierten Objekt als Anregung und Erlebnis vor Augen führen.

Seien Sie herzlich zum Start der diesjährigen Bauherrenpreiswanderung eingeladen:
29. April 2022, 18 Uhr vor der Lutherkirche „südlich der Meißner Straße“

Alle sind herzlich eingeladen (besonders auch Leute, die Bauherren sind oder werden wollen). Schon um des Erlebens und des Austauschs willen wird die ca. 2 stündige Wanderung eher gemächlich verlaufen und endet am Robert – Werner – Platz.

P.S. Anregung: Über die Losen-Blatt-Sammlung, die Internetseite des Vereins (www.denkmalneuanradebeul.de) oder Wikipedia findet man die Bauherren-Preisträger und kann sich, wenn man Lust hat, auch mal selbst eine Bauherrenpreiswanderung für einen Sonntagsspaziergang zusammenstellen.

Michael Mitzschke

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