DAS MOHRENHAUS UND SEIN PAVILLON
„KulturSpur – ein Fall für den Denkmalschutz“. Unter dieses Motto hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die deutschlandweite Aktion in diesem Jahr gestellt. 2021 an Radebeul leider „spurlos“ vorbeigegangen, haben wir uns im Verein Gedanken gemacht, welches Objekt in Frage käme. Als mittelfristig zu realisierendes Projekt hatten wir bereits über Objekte der „Romantischen Phase“ des 19. Jahrhunderts nachgedacht. Auf dem Zettel standen u.a. bereits der „Mäuseturm“, die „Blechburg“ in der Oberlößnitz und die Ruine im Mohrenhauspark. Kurzfristig umsetzbar war auch Dank der wohlwollenden Begleitung der Stadtverwaltung der Bereich Mohrenhauspark.
Das seit alten Zeiten „Mohrenhaus“ genannte und mehrfach um- und angebaute „Märchenschloss“ in Radebeul, inmitten ehemaliger Weinberge ist mit seinem weitläufigen Park mit romantischer Ruine, dem Wintergarten und nicht zuletzt dem achteckigen Pavillon ein Kleinod in der Radebeuler Kulturlandschaft. Bereits Anfang der 2000er Jahre auch durch großzügige Spenden der Stiftung Denkmalschutz im Auftrag der Stadt Radebeul saniert und restauriert, erfährt das Haus durch den Kinderschutzbund eine sinnvolle Nutzung als Kindertagesstätte. Die Leiterin des Hauses, Frau Piel und Frau Haufe hatten sich dankenswerterweise bereit erklärt, das Hauptgebäude an diesem Sonntag zu öffnen und Führungen anzubieten.
Wir haben die Spur aber nicht ganz unabsichtlich zum in den 1870er Jahren zusammen mit dem Wintergarten des Hauses errichteten Pavillon gelegt. Nach der Sicherung des in einem erbarmungswürdigen Zustand befindlichen kleinteiligen Baues durch die Stadt Radebeul werden jetzt nach und nach kleine Schätze wie die Dachkonstruktion der Kuppel, das Traufgesims und der Fußboden sichtbar. Andere Details, wie der Stuck in der Kuppel, waren nur noch fragmentar erhalten und sollen wieder in neuer Pracht entstehen.
Um ein ansehnliches Äußeres präsentieren zu können, haben wir eine Woche vorher mit Vereinsmitgliedern und Interessierten einen Arbeitseinsatz am Pavillon durchgeführt, bei dem wir die nähere Umgebung des Pavillons beräumen und den attraktiven Fußboden aus keramischen Platten (wahrscheinlich Otto Kauffmann, Niedersedlitz) reinigen konnten.
Zur öffentlichen Präsentation am 11. September haben sich einige Vereinsmitglieder und die Mitarbeiterinnen des Kinderschutzbundes ins Zeug gelegt und mit Bildern, geborgenen Stuckresten aus der alten Kuppel und Informationen 6 Stunden lang die rund 100 Besucher über den Park, das Hauptgebäude und den Pavillon ins Bild gesetzt. Über die große Anzahl der Besucher waren wir
freudig überrascht, denn die Vorankündigung in der Presse speziell zu diesem Objekt ist leider nicht erschienen. Nicht zuletzt ehemalige
Schüler der früheren Polytechnischen Oberschule „Oberort“ waren aufgrund der Ortskenntnis unter den wissensdurstigen Besuchern. Bei Kaffee und Süßigkeiten wurden Gespräche bis zu einer halben Stunde geführt! In den drei sich nach Süden öffnenden und von gußeisernen Tudorbögen überspannten Seiten des Oktogons stehend, konnte man sich gut den in der Bauzeit noch freien Blick ins Elbtal vorstellen. Ein Exkurs in die Historie des Geländes und die ehemaligen Besitzer eröffnet sogar Beziehungen zur Sektkellerei Bussard, zum Schloss Eckberg in Dresden oder zum Wirken der Gebrüder Ziller in Radebeul.
An dieser Stelle sei allen Beteiligten im Vorfeld und am Tag des offenen Denkmals herzlich für ihr Wirken gedankt. Namentlich erwähnt seien hier stellvertretend für alle, die Leiterin des Hauses Frau Piel, Frau Röber vom Hochbauamt der Stadt und Herr Herrmann vom Verein.
Frei zugänglich, soll der Pavillon jetzt mit Ihrer Hilfe aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden! Der Verein will das Bemühen der Stadt, den Pavillon in seiner alten Pracht wieder herzustellen, nach Kräften unterstützen. Dafür sollen Spendenmittel eingeworben werden. Denn die Fördermittel der Denkmalpflege und die Haushaltmittel der Stadt sind für diesen Zweck nur begrenzt vorhanden. Auch die sächsische Landesgruppe des Bundesvereines der Restauratoren im Handwerk hat Unterstützung zugesagt.
Auch als Denkanstoß zur Zukunft des Pavillons, der künstlichen Ruine und des angrenzenden Parkareals sollte dieser Tag geeignet sein. Warum sollten dort nicht eines Tages kleine Konzertnachmittage stattfinden und ein Glas Bussard Sekt gereicht werden… Auch Ideen dafür sind willkommen!
Robert Bialek