Rosegger-Schule

Lichtblicke an die Rückbenennung meiner Schule vor 30 Jahren

Bei einem geführten historischen Rundgang durch die Europäische Beispielstadt Hillesheim in der Vulkaneifel lernte ich eine aus meinem früheren Heimatort Radebeul stammende Urlauberin kennen. Das Staunen und die Freude war von uns Beiden groß, als sich dies herausstellte. Sie schickt mir seitdem freundlicherweise Hefte von VORSCHAU & RÜCKBLICK, was in mir die Idee zu einem Rückblick vor 30 Jahren weckte.

Porträt Peter Rosegger
Bild: Rosegger-Gesellschaft Mürzzuschlag


Familiäre Gründe veranlassten meine Mutter mit uns Kindern 1956 von Radebeul in die Eifel zu ziehen. Vor diesem Umzug ging ich in die Rosegger-Schule auf der Wasastraße und wechselte danach zum Radebeuler Gymnasium Luisenstift. Die Verbindung zu einigen Mitschülern aus der Rosegger-Schule blieb bis heute. Die regelmäßigen Klassentreffen durch die Jahrzehnte waren von schönen Erinnerungen geprägt. Unser Biologielehrer Martin Apelt war ein verständnisvoller Lehrer und vergab Lob und Tadel stets gerecht. Er unternahm mit uns in den Ferien Wanderungen von Dorf zu Dorf, wobei wir auf Strohsäcken in Scheunen übernachteten und dabei viel für unser späteres Leben lernten.

Bei mehreren Besuchen kam ich an der Rosegger-Schule vorbei und stellte Mitte der 1960er Jahre fest, dass ihr Name nun ein anderer war. Wo vorher über der großen Eingangstür Rosegger-Schule stand, befand sich die nach dem sowjetischen Astronauten benannte Aufschrift German-Titow-Schule. Ein 10-jähriger Briefwechsel zwischen Karl May (1842-1912) und Peter Rosegger (1843-1918) war Anlass, der Schule einst den Namen des österreichischen Schriftstellers zu geben. Gemeindeväter befürworteten mehrheitlich die Namensgebung Aufgrund Roseggers Engagements für sozial Schwächere.

Im Jahre 1990 fuhren mein Mann und ich in die Steiermark, um das Mürztal und Peter Roseggers kleinen Heimatort Alpl kennen zu lernen. Bei der Familie Burggraber nahmen wir Quartier und ich erzählte, dass ich in Deutschland in eine Rosegger-Schule gegangen bin. Staunende Gesichter schauten mich an: „Was, soweit her draußen kennt man unseren Peter, unternehmen Sie bitte etwas, bitte, damit die Schule wieder ihren rechtmäßigen Namen erhält, wir versuchen ihnen dabei zu helfen.“

Mein Mann riet mir, nicht von unten, sondern direkt oben bei dem sächsischen Ministerpräsidenten Prof. Kurt Biedenkopf anzufangen. Er antwortete mir sehr freundlich, gab es an das Staatsministerium weiter und empfahl mich an den damaligen Radebeuler Kulturamtsleiter Dr. Schubert. Es folgte in der Vorbereitungszeit ein konstruktives Miteinander mit ihm, 660 km von Radebeul entfernt. Hans Burggraber übermittelte mir Adressen mehrerer Rosegger-Vereine und riet auch, die Landesregierung in Graz von meinem Vorhaben zu unterrichten. Einigen ehemaligen Lehrern und Mitschülern teilte ich meine Idee ebenfalls mit, was zugleich Neugier, Freude und Hilfsbereitschaft hervorrief.

Im Zeichensaal der Schule, April 1993: am Tisch stehend der ehemalige Kulturamtsleiter Dr. Dieter Schubert
Bild: Rosegger-Gesellschaft Mürzzuschlag


Im Januar 1992 kam ein Anruf von Rudolf Glettler, dem Präsidenten der Rosegger-Gesellschaft aus Mürzzuschlag, ich jubelte. Der Anruf klingt heute noch in mir nach. Er meldete sich an, am 4. April 1992, mit Rosegger Freunden aus der Steiermark während einer Rundreise nach Radebeul zu kommen. Im voll besetzten Zeichensaal meiner ehemaligen Schule mit interessierten Radebeulern, den österreichischen Gästen, Vertretern aus Verwaltung und Politik stellte ich meine Idee zur Rückbenennung und Gründung eines Fördervereins vor. Mit der 1. Vorsitzenden Kauffrau Christina Sehm, der Rektorin der Förderschule nebenan Edith Apley und dem aktiven Vorstand gab es erfolgreiche, weitblickende Ansprechpartner und Organisatoren.

Wieder zu Hause in Hillesheim begann eine rege Korrespondenz und viele Fahrten in meine alte Heimat kamen zustande. Vielen Dank an meine Familie, die den Werdegang tatkräftig unterstützte. Dazu boten meine Schulkameradin Johanna und Verwandte stets Unterkunft bei unseren Aufenthalten in Radebeul an. Viele Schriftstücke liegen in Ordnern und Fotoalben vor mir und beinhalten das, was in dreijähriger Vorbereitungszeit erarbeitet und erledigt wurde. Mit großer Unterstützung aus Verwaltung von Radebeul, Dresden, Graz und Wien sowie besonders der Rosegger-Gesellschaft aus Mürzzuschlag kamen wir an unser Ziel. Am 30. August 1993 um 14 Uhr fand von Presse und Bürgerschaft der viel beachtete Festakt zur Rückbenennung im Beisein begeisterter Gäste, ehemaliger Schüler, Politiker, Lehrer und österreichischen Freunden statt.

Der neu gegründete Förderverein der Schule erhielt von Rosegger-Vereinen, Gemeinden, dem Land Steiermark, Bund Krieglach u.a. finanzielle Unterstützung und Subventionen zur Verfügung gestellt. Gratulationen erreichten uns viele, u.a. auch von Prof. Biedenkopf. Ehemalige Schüler reisten aus mehreren deutschen Bundesländern zu diesem Ereignis an. Der Name Peter Rosegger ging getreu seines Ausspruchs „Der Schwächere Teil braucht die größere Unterstützung“ zur Förderschule über, die Jahre später nach Coswig als Förderschulzentrum „Peter Rosegger“ verlegt wurde.

Nach der Sanierung 2005/2006 nahm die Schule die Mittelschule Oberlößnitz auf, die sich seitdem Mittelschule Radebeul-Mitte (im Roseggerhaus) nannte. Zum Schuljahresbeginn 2013/2014 wurden alle sächsischen Mittelschulen zu Oberschulen umbenannt.

Felicitas Schulz

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