»Die Lößnitz erhält ein neues Wahrzeichen« und »…Dann stiegen wir in den Himmel, in die Projektionskuppel, die einen Durchmesser von acht Metern hat.« So schrieb eine Zeitung am 22. August 1969 über den Umbau des Observatoriums. Über die Jahre hinweg ist die Sternwarte zu einem Teil der Landschaft geworden. Der »Himmel« wurde vielen ein vertrauter Anblick oberhalb der Weinhänge.
1959 gegründet und den Launen des Wetters ausgesetzt erhielt die Sternwarte 1969 erstmals die Möglichkeit, den Himmel den Besuchern bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit vorführen zu können. Ein Zeiss Kleinplanetarium Modell 1 wurde in die eigens dafür neu errichtete Kuppel installiert.Mit Hilfe des Projektors konnte vielen die Weite des Universums näher gebracht werden. Trotzdem war die Darstellung mit einigen Mängeln und Unzulänglichkeiten behaftet. In der Zwischenzeit entwickelte Carl Zeiss in Jena das Nachfolgemodell Zeiss Kleinplanetarium 2. Die Darstellung des Himmels war jetzt umfangreicher, realistischer und auch der südliche Sternhimmel war nun komplett projizierbar. Viele neue Projektoren ermöglichten Erklärungen der am Himmel zu beobachtenden Zusammenhänge. Die Wiedereröffnung und Einweihung des neuen Planetariums nach erfolgten Umbau zum 25- jährigen Bestehen der Einrichtung fand am 1. September statt. Dies war 1984 und bereits weit über eine halbe Million Menschen konnten »in den Himmel steigen« und das Weltall entdecken.
2011, zwei Jahre nach ihrem 50-jährigen Bestehen und erneut im Spätsommer, nach größeren Renovierungs- und Umbauarbeiten, erhält die Sternwarte und das Planetarium oberhalb der Lößnitzhänge ein neues »Sterntheater«. Es wird der weltweit modernste Projektor seiner Art sein, mit dem die Sterne an die acht Meter messende Planetariumskuppel projiziert werden. Das Modell 4 der Firma Carl Zeiss Jena ist eine komplette Neuentwicklung. Bei den bisherigen Geräten waren die Sterne durch eine Art Diaprojektion verwirklicht worden. Hierfür wurde jeder Stern per Hand in eine hauchdünne Kupferfolie gestochen. Verschieden dicke Nadeln ergaben unterschiedliche Sternhelligkeiten am künstlichen Himmel. In dem neuen Projektor kommt nun für jeden Stern eine einzelne Glasfaser zum Einsatz. Hauchdünn und mit entsprechender Optik versehen, ergibt dies eine naturgetreuere Darstellung der Helligkeiten, der Größe und teilweise der Farben des gestirnten Himmels als es bisher realisierbar war. Der künstliche Sternhimmel nähert sich immer mehr dem an, was eigentlich über uns Menschen nachts mit bloßem Auge zu entdecken ist. Die Illusion ist nahezu perfekt. Bei dem neuen Gerät kommt modernste Technik zum Einsatz. Alle Positionen und Bewegungen sämtlicher darstellbarer Himmelskörper werden per Computer gesteuert. Das reicht von Planeten, über Kometen, bis hin zu künstlichen Objekten, wie etwa Satelliten oder der Internationalen Raumstation.
Bisher geschah die Darstellung der Bewegungen mit Hilfe einer äußerst grazilen Feinmechanik. Diese ist in den 27 Jahren in denen das bisherige Gerät im Einsatz war, an ihre Grenzen gelangt und stark verschlissen. Elektrische Teile wurden über einen Schaltschrank bedient, der vollgestopft mit Transformatoren, Spulen und Relais war. Nach den vielen Jahren waren auch hier immer wieder Fehler aufgetreten und Veranstaltungen drohten auf Grund technischer Probleme auszufallen. Allein die Beleuchtung der Projektoren verdiente zum Beispiel eine erhöhe Aufmerksamkeit und war immer schwieriger zu verwirklichen. Mit dem neuen Gerät wird die Beleuchtung von LED’s übernommen. Diese sind in Farbe und Helligkeit so einstellbar, dass ein überwältigender Sternhimmel dem staunenden und faszinierten Publikum präsentiert werden kann. Viele neue Darstellungsmöglichkeiten erlauben es, in Zukunft den Besuchern die Wunder des Universums näher zu bringen, die Zusammenhänge besser zu verstehen und an der spannenden und »Allgegenwärtigen« Wissenschaft Astronomie teilhaben zu lassen.
Michael Funke