Was für ein kreatives Feuerwerk – für ein (bisher) vergessenes Stück Radebeul

Die große Kreisstadt Radebeul lobt den Moritz-Ziller-Preis für Stadtgestaltung zum 1. Mal aus. Die Beteiligung war auf Studenten/-innen der Fachrichtungen Stadtplanung, Landschaftsarchitektur und Architektur sowie ein Alterslimit von 35 Lebensjahren begrenzt.

Preisträger, Juroren und Veranstalter des Wettbewerbes

Obwohl es sich um ein schwierig zu beplanendes Areal handelt, war die Teilnehmerzahl enorm. Für die am Schluss eingereichten 66 Arbeiten galt es, die Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs Radebeul-Ost hinsichtlich Nutzung, Bebaubarkeit und städtebauliche Qualitäten zu untersuchen, um eine »blühende Landschaft« entstehen zu lassen.

Für die Gebrüder Ziller wäre diese Fläche sicherlich wenig attraktiv gewesen, konnte man doch dieses Areal keiner der Nieder- und Oberlößnitz an­ gemessenen Wohnnutzung zuführen.

Aber was letztlich da an Ideen für gewerbliche bzw. landschaftsgärtnerische oder besser landschaftsgestalterische Nutzung auf den großen Schaubildern gezeigt wurden, die anlässlich der Preisverleihung im Güterboden von jedem einzelnen Teilnehmer präsentiert wurden, war großartig.

Es war umso großartiger, als dass das ganze Verfahren völlig ohne Einschränkungen, Vorschriften und Beachtung komplizierter Gesetzlichkeiten durchgeführt werden konnte. (Der Autor, selbst ein etwas in die Jahre gekommener Architekt, weiß, wovon er spricht.)

Während sich ein Teil der Wettbewerbsteilnehmer ganz der gewerblichen Nutzung für diesen Standort verschrieben hatte, versuchte der andere Teil diese Brachzone als Puffer zwischen Bahntrasse und nördlich angrenzender Wohnbebauung intensiv zu begrünen und mit einer Vielzahl von Freizeitaktivitäten aufzuwerten.

Die hochkarätig besetzte Jury kürte den Entwurf von Andreas Rodemann (Semesterarbeit an der Hochschule Zittau/Görlitz) zum Sieger. Vorgeschlagen werden von ihm Brückenkonstruktionen wie man sie von Containerbahnhöfen und Häfen kennt, nur dass diese Container Raum für junge Unternehmen bieten sollen. Das ergibt baulich eine kreative Nutzungsvielfalt, die beliebig erweiterbar ist und sich ständig an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen lässt. Dieser Ansatz verdiente es, weiter untersucht zu werden.
Die gesamte Preisverleihung fand in einer guten und entspannten Atmosphäre statt. Bürgermeister Dr. Müller moderierte ganz im Stil eines guten Conférenciers, swingende Saxophonmusik (Sax-Ensemble der Musikschule
Kreis Meißen) sowie ein Festvortrag über den Umgang großer Städte (New York, Chicago, Paris, Stuttgart, Radebeul) mit für die Stadtentwicklung nicht mehr benötigten oder störenden Gleisanlagen rundeten diesen frühen Abend ab.
Nicht zu vergessen: ein »making of« über die Durchführung eines Wettbe­ werbes zur Kreation einer sog. »Trophäe«, d. h. eines Objektes für die Ehrung des 1. Preisträgers durch die HTW Dresden war mindestens genauso spannend wie der Architekturkontest selbst.

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