Sommerabend in der »Villa Sommer« – ein Rückblick

Der Verein Denkmalpflege und Neues Bauen hatte am 24. Juni zu einem Vereinsabend besonderer Art eingeladen. Unter dem Thema »Häuser und ihre Besitzer« stand diesmal nicht nur das denkmalgeschützte Haus im Mittelpunkt der Veranstaltung, sondern vor allem seine Bauherren, die früheren und heutigen.

André Schröder, der umfassende Kenntnisse über wichtige Radebeuler Familien besitzt, hatte sich auf den historischen Teil vorbereitet und der jetzige Hausherr, Dr. Norbert Hagen, berichtete über den heutigen Stand.

Die »Villa Sommer« in den 80er Jahren

Der Termin passte so recht zum Thema »Sommer«. Sommerliches Abendlicht durchflutete bei unserem Ankommen das gesamte Anwesen und ließ das leuchtende Gelb der Villa noch festlicher als sonst erstrahlen. Einige Besucher lustwandelten bereits im Garten. Sie waren früh gekommen, um die barocke Schönheit und Heiterkeit auch recht genießen zu können. 19 Uhr zählten wir dann fast 50 Besucher und mit so viel Zuspruch versprachen wir uns einen schönen Abend. Unter den Gästen war auch Herr Müller, der Enkel des Architekten und Baumeisters Oskar Menzel. Nicht nur er freute sich über die herzlichen Worte des Willkommens, sondern auch alle anderen Gäste und das Glas Wein, gereicht von den Mitarbeitern des Hauses, unterstrich den freundlichen Empfang. Sie und Herr Schröder hatten in Windeseile alle verfügbaren Stühle des Hauses im Musikzimmer aufgestellt, damit jeder sitzend der Geschichte der Bauherren Kuntze/Sommer und deren vielfältigen Beziehungen verfolgen konnte.

Bauherren der repräsentativen und eleganten »Villa Sommer« waren Frieda Sommer, geb. Kuntze und der Gymnasiallehrer Karl Sommer. Da Karl Sommer schon 1899 starb und der Bau erst 1900 fertig wurde, kann man davon ausgehen, dass Karl die Villa nie in Besitz nehmen konnte. Bewohnt hat Frieda Sommer das Haus nur mit ihrem zweiten Sohn. Hier starb sie im Jahr 1945.

Die finanziellen Mittel zum Bau ihres Hauses erwarb ihr Vater, der angesehene Dresdner Kaufmann und Bankier Albert Kuntze. Er besaß schon seit 1862 ein Winzerhaus auf der Oberlößnitzer Flur, das umgebaut heute als »Haus Albertsberg« bekannt ist.

Nach seinem Tod 1892 erbte die Tochter Thekla das »Haus Albertsberg« und ließ es 1898 durch den Dresdner Architekten Oskar Menzel barockisieren. Oskar Menzel war zur damaligen Zeit nicht nur in Dresden ein gefragter Architekt und Baumeister, sondern weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Das belegte auch sein jetzt in Radebeul wohnender Enkel, Herr Hans Christoph Müller. Auf einer Radebeuler Karte zeigte er uns die 24 Standorte der von seinem Großvater erbauten Häuser. Eines der aufwendigsten ist immer noch das Haus Windisch auf dem Augustusweg 90-92, das ehemalige Wohnhaus des Justizrates Bruno Windisch, mit dem die Familie Albert Kuntze eng verbunden war.

Menzels architektonische Konzeption und die palaisartige Repräsentanz seiner Gebäude entsprachen den modischen Vorstellungen seiner Zeit und müssen besonders stark auf alle Nachkommen von Albert Kuntze (senior) gewirkt haben. Jeder von ihnen baute sich ein Haus im neobarocken Stil:

  •   Max Kuntze, 1898, auf dem Jagdweg 6
  •   Albert Kuntze, (junior) 1901, auf der Oberen Bergstraße 14
  •   Frieda, 1900, auf dem Augustusweg 44.

Obwohl sich die Gebäude nicht gleichen, sind doch alle fein gegliedert und schmuckvoll in ihrer Außengestaltung, großzügig und licht im Inneren sowie gut proportioniert im Gesamten.

Der eben gepriesene Gesamtanblick der »Villa Sommer« war, wie viele andere auch, in den 1980iger Jahren sehr beschädigt. Traurig sah sie nach jahrelangem Leerstand ihrem Verfall entgegen. Nach der baulichen Rettung durch die GPG Frühgemüsezentrum bemühten sich verschiedene Besitzer und Firmen um die Hülle und funktionelle Nutzung des Hauses, aber erst dem Ehepaar Ursula Amberger-Hagen und Dr. Norbert Hagen gelang es, das Anwesen grundlegend zu sanieren und es einer geeigneten Nutzung zuzuführen.

In einer Bauzeit von fünf Jahren wurden Gebäude, Garten und Umfriedung nach altem Vorbild wieder hergestellt. Da das übernommene Haus beim Kauf fast keine Anhaltspunkte für eine originale Innenausstattung bot, mussten Türen, Fenster, Treppen, Fußböden, Veranden, Öfen, Stuckdecken möglichst authentisch nachempfunden und nachgebaut werden.

»Villa Sommer« erstrahlt in neuem Glanz

Und darüber sprach Dr. Hagen nicht nur, sondern zeigte auch allen, was sich bis 2007 im Haus bewegt und verändert hatte. Doch nicht nur die Innenausstattung erforderte von den Bauherren Sachkenntnis und Geduld, die größten Schwierigkeiten waren technischer Art, wie z.B. die statische Sicherung des Gebäudes, die Beseitigung der eindringenden Feuchtigkeit in Kellern und Mauern, die Veränderung des Dachabschlusses nach einer Giebelergänzung und die Anpassung der Nordfassade im neobarocken Stil.

Diejenigen, die den Ausbau des Gebäudes verfolgt und beobachtet hatten, wunderten sich nun nicht mehr über die Länge der Bauzeit. Sie freuten sich mit dem Hausherren über die gelungene Instandsetzung und verließen die Veranstaltung voller Hochachtung und mit dem guten Gefühl, dass »ihr« Radebeul wieder um ein Kleinod bereichert wurde.

Gudrun Täubert

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Ein Kommentar

  1. Nick Stauber
    Veröffentlicht am Mi, 12. Jun. 2013 um 18:21 | Permanenter Link

    Hallo ich kenne die Willa aus meiner Kindheit sie ist als Kinderheim benutzt worden und ich war zu dieser Zeit dort.
    Ich finde es ist sehr schade das das nicht in der Kronik erwähnt wird das ist auch der Grund warum sie so ramponiert war.
    Auf jeden Fall haben sie die Willa sehr schön wieder aufgebaut ich bin stolz darauf das das einer geschafft hat.

    Mit freundlichen Grüßen
    Nick Stauber

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