Holzschnitte von Michael Hofmann
Der 4. Monat im Jahreskreis wurde wegen seiner oft und rasch wechselnden Wettererscheinungen lange Zeit auch „Wandelmond“ genannt. Mit dem Blatt „Aprilstürme“ zeigt ihn der Künstler von seiner heftigen Seite: Der Regen kommt, wohin du auch gehst, immer von vorn, dem Sturm, der seine Kraft auf Böen konzentriert, ist kein Schirm wirklich gewachsen. Gleich darauf aber strahlt die Sonne voller Unschuld vom Himmel, allerdings nicht ohne höchstselbst dann und wann lächelnd ein paar „ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur“ zu streuen.
Einmal mehr beeindruckt Michael Hofmann durch die Einfachheit der Form: Dem Wirrwarr aus Wind und Wetter gibt er durch die strenge Ordnung sich überkreuzender Diagonalen einen festen Rahmen. Indem er die stürzenden und sich stemmenden Figuren und sogar den berstenden Regenschirm in diese Ordnung einfügt, lässt er die Starre lebendig werden.
Die Holzschnitttechnik lebt von äußerster Verknappung der Formen. Seit dem 16. Jh. durch Tiefdrucktechniken als Mittel der Buchillustration weitgehend abgelöst, blieben ihr zunächst lediglich die populären, Kuriositäten verbreitenden Bilderbögen. Auch Flugblätter und volkstümliche Gebetszettel wurden per Holzschnitt vervielfältigt. Ein letzter Höhepunkt der Dürerzeit wird in den Totentanzdarstellungen von Hans Holbein d.J. gesehen. Erst später entwickelte sich der Holzschnitt zu einer eigenen Kunstform, die schließlich im Farbholzschnitt ihre Krönung erfuhr, in dem es Michael Hofmann in den letzten fast fünfzig Jahren zu eigener Meisterschaft gebracht hat.
Thomas Gerlach