In den Traueranzeigen hier in Vorschau & Rückblick und auch während der Trauerfeier blieb ein aus meiner Sicht nicht unwichtiger Aspekt im Leben von Herbert Graedtke bisher unerwähnt: Herbert gehörte dem Künstlerbund der Schlaraffen als Ritter Klekih-petra an.
Er fand über den ebenfalls in diesem Jahr verstorbenen allseits bekannten Ritter Old Schätterhänd – René Wagner – den Weg in unseren Bund.
Das schlaraffische Spiel in der damals noch jungen „Colonie“ in Meißen lernte Ritter Klekih-petra bereits 2015 kennen. Nach seiner Zeit als Pilger und Prüfling wurde er 2016 als Knappe 3 des Castellum Misena in Schlaraffia aufgenommen und nur wenige Tage nach seinem 75. Wiegenfest eingekleidet. Nach einer lustigen Zeit an der Junkertafel, erfolgte 2019 sein Ritterschlag.
Seine profane Tätigkeit verband ihn über Jahrzehnte mit den Helden unseres Ehrenschlaraffen „Winnetou“ – Karl May – in schauspielerischer Freundschaft. Seine Fechsungen und Vorträge waren eine große Bereicherung des schlaraffischen Spiels. Dies gilt besonders für die Ausgestaltung des kulturellen Beitrages „Die Schöpfungsgeschichte der Allschlaraffia“ als Regisseur und Mime zu unserer Sanktionsfeier am 4. November 2017 in Lommatzsch.
Unvergessen sind auch seine freien Vorträge – allen voran die als kleine Reihe rezitierten Bubengeschichten von Wilhelm Busch „Max und Moritz“.
Seine Gesundheit erlaubte es ihm in den letzten Jahren nicht mehr mit uns zu sippen. Die im Ausbau befindliche „Burg Saxnwieg“ auf der Dresdner Straße in Meißen-Cölln konnte er leider nicht mehr kennenlernen. Umso dankbarer sind wir für die bereichernden Stunden mit Rt Klekih-petra in unserem Kreise.
Mit wehmütigen Trauer-Lulu verneigen sich die Sassen des Castellum Misena e.V..
Wer oder was sind die Schlaraffen oder ist die Schlaraffia?
Die Schlaraffen sind Mitglieder einer deutschsprachigen, weltweit verbreiteten Männergesellschaft, die als “Schlaraffia” bekannt ist. Gegründet wurde diese Gemeinschaft 1859 in Prag von Theaterschauspielern. Sie verfolgt das Ziel, Freundschaft, Kunst und Humor zu pflegen. Dabei steht vor allem eine spielerische und humorvolle Beschäftigung mit Kunst, Literatur und Musik im Vordergrund. Die Mitglieder, die sich selbst als Schlaraffen bezeichnen, treffen sich regelmäßig in sogenannten „Sippungen“, die einer Art humorvollem, ritterlichem Ritual folgen.
Die Schlaraffia ist von satirischen und humoristischen Ansätzen geprägt. Die Schlaraffen pflegen eine fiktive, mittelalterlich inspirierte Welt mit eigenen Regeln, Rangtiteln und Ritualen, wobei sie gesellschaftliche Normen und politische Diskussionen bewusst außen vor lassen. Ihr Motto ist “In arte voluptas” (dt.: „In der Kunst liegt das Vergnügen“). Dadurch bleibt das Schlaraffentum apolitisch und bietet seinen Mitgliedern eine Möglichkeit, sich für ein paar Stunden der Realität zu entziehen und in eine spielerische, kreative Welt einzutauchen.
Die Schlaraffia hat sich seit ihrer Gründung in viele Länder weltweit verbreitet und ist besonders in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Teilen der USA aktiv. Die lokalen Gruppen werden „Reyche“ genannt und jede hat ihre eigenen Traditionen und Veranstaltungen. Mitglied werden kann in der Regel nur, wer von einem bestehenden Schlaraffen eingeladen wird.
Zusammengefasst sind die Schlaraffen also eine Gemeinschaft, die sich humorvoll und spielerisch der Pflege von Freundschaft und Kunst widmet. Ihr Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen in einer satirischen, ritualisierten Welt treffen und eine Auszeit vom Alltag finden können.
Dirk Kloppisch
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