Ein Stoßseufzer war das, tief aus der Seele einer Besucherin der Ausstellung, die am 26. August im sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz eröffnet worden ist. Gemeint waren Thilo Hänsel und Klaus Schumann, die in einer kleinen feinen Kabinettausstellung „Häuser im Weinberg“ zeigen: Skizzen, Zeichnungen und grafische Arbeiten, entstanden auf langen Spaziergängen durch die heimischen Weinberge. Im Mittelpunkt steht dabei die Weinkultur – konkret der steingewordene Gestaltungswille, der mit Mauern, Treppen, Toren, Remisen und Lusthäusern seit Jahrhunderten unsere Landschaft zu der formte, die sie heute ist.
Die beiden Zeichner haben sich am Anfang des Lebens als Studenten in Dresden kennengelernt, haben zusammen im TU-Orchester musiziert und schon damals die gemeinsame Liebe zum Zeichenstift gepflegt. Nun, nach beiderseits reichem Arbeitsleben, haben sie sich wiedergefunden. Wieder und wieder sind sie gemeinsam unterwegs um zu zeichnen. Die Betrachter spüren die Freude, die beide am Unterwegssein haben und sie spüren die Liebe zum Sujet, das für sie mehr ist, als nur ein Malgrund.
Die Idee zur Ausstellung ist einem Buchprojekt entwachsen, eine Gelegenheit, die sich Museumsleiter Frank Andert glücklicherweise nicht entgehen ließ. Das Buch ist unter dem Titel „Weinberghäuser im Elbtal“ im September beim Notschriftenverlag erschienen.
Von Pillnitz im Südosten bis Seußlitz im Westen ist den wachen Augen der Zeichner kein architektonisches Kleinod verborgen geblieben, wobei sie, wie sie selbst sagen, keinesfalls Vollständigkeit angestrebt haben. „Mit jeweils eigener Handschrift“, schreibt Frank Andert in seinem Geleitwort, „aber freundschaftlich geteilter Wertschätzung für das Originale und baulich Gelungene“ haben Thilo Hänsel und Klaus Schumann hier „architektonische Zeugen der sächsischen Weinbaugeschichte dokumentiert“. Es ist dies durchaus ein Anspruch der beiden Künstler: zu zeigen, was ist, einen gegebenen mit Zustand künstlerisch ansprechenden Mitteln festhalten. So manches von ihnen mit dem Stift der Erinnerung erhaltene Detail haben der Zahn der Zeit oder die Ignoranz der Zeitgenossen schon verschwinden lassen.
Ein anderes Anliegen ist es, die Betrachter zum Selberschauen, zum Selbersuchen anzuregen, in ihnen die Liebe zu den Dingen zu wecken. Dem dienen dann Thilo Hänsels lyrische Erläuterungstexte ebenso wie die Worte, mit denen Michael Mitschke das Jahr des Winzers vorüberziehen lässt. Auch darin wird die Begeisterung spürbar, mit der die Autoren ans Werk gegangen sind.
Noch einmal Frank Andert: „Neben frischen Blicken auf bekannte Wahrzeichen hält der Band auch manche Entdeckung parat und weckt Lust, den Wegen der Zeichner zu folgen…“ und auf diesen Wegen wird so mancher von uns in der Landschaft stehen, das Büchlein in der Hand halten und wieder einmal bewundernd feststellen, „ja, sie könnens einfach …“
Thomas Gerlach