Ein Moritzburger Teich im Wandel

Bild: D. Lohse


Teiche gibt’s ja viele in und um Moritzburg, so etwa 30. Welchen wollen wir denn hernehmen und etwas über ihn erfahren? Wir nehmen einen, der vielleicht weniger bekannt war, bis da Bauarbeiten begannen, den Kutschgeteich. Hab ich mir’s doch gedacht, den kennen sie, liebe Leserin, lieber Leser, auch nicht. Das ist nicht so schlimm, denn da sind sie in bester Gesellschaft – Frau Magdalene Magirius (Mitteilg. Sächs. Heimatschutz 3/2007) und Herrn Dr. Andreas Timmler (Ortschronik Moritzburg, 2008) scheint es ebenso zu gehen, sie erwähnen diesen Teich in ihren jeweiligen Texten zu Moritzburger Teichen an keiner Stelle. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass es sich beim Kutschgeteich um ein recht junges Gewässer handelt, er soll erst um 1920 angelegt worden sein. Die o.g. Verfasser haben sich vorrangig mit den älteren Teichen beschäftigt. Ab 1945 begann er zu schrumpfen. Ein anderer Moritzburger, der mich auf das Baugeschehen an diesem Teich aufmerksam machte, nannte ihn Kutscherteich – gut gemeint, aber knapp daneben.

Wahrscheinlich kommt der Name Kutschgeteich von einem früheren Besitzer, also der Teich von einem Herrn Kutschge.

Wo aber finden wir besagten Teich? Eigentlich ist er fast zentral gelegen, östlich des Schlossteiches, da, wo sich heute der große Parkplatz am schwarzen Pferd (Kunstobjekt) befindet, also zwischen Schlossteich und dem Kanal zum Großteich.

Um den Teich, dessen Wasserfläche mal etwa 10,5 ha groß war, auf Land- oder Wanderkarten zu finden, muß man schon weit zurückgehen. Die Karte Moritzburg u. Umgebung von 1965 und die Wanderkarten von 1977 u. 84 (alle 1:30 000) weisen keinen Kutschgeteich aus. Die Wanderkarte von Herrn Böhm (1:20 000) von 2002 nennt ein sumpfiges Waldstück so, er schreibt aber den Namen ein wenig anders, als Kutzschke. Schließlich wurde ich mit dem Kutschgeteich im alten Messtischblatt Nr. 50 (1:25 000) von 1913 (ergänzt 1934) fündig, dieser Schreibweise will ich mich anschließen. Er war keiner der ganz großen Teiche von Moritzburg, aber zum Vergleich etwa acht mal so groß wie der Teich bei Adams Gasthof, den viele kennen werden.

Bild: D. Lohse


Was ist nun in der Zwischenzeit mit dem Kutschgeteich geschehen? Eigentlich nichts, zumindest nicht von Menschenhand! Da der Teich offensichtlich nicht in die in Moritzburg sonst übliche Bewirtschaftung mit Fischen (vor allem Karpfen) eingespannt war, fehlte eine regelmäßige Instandhaltung und eine allmähliche Verlandung setzte ein. Ich erinnere mich, etwa 1956 noch ein kleineres Stück Wasserspiegel gesehen zu haben. Nach der Verlandung folgte durch Aussamung von den umliegenden Wäldern eine Verbuschung (Weide u. Hasel) bis hin zu großwüchsigen Bäumen (Birke, Erle u.ä.). Und nun kamen unterschiedliche Begehrlichkeiten dazu: in den 80-er Jahren entstand ein Parkplatz, der etwa ein Drittel der ehem. Teichfläche einnahm. An einer Ecke entwickelte sich gar eine Mülldeponie. Von Süden her drohte sich die Gartensiedlung in Richtung Teich durch Trockenlegung zu vergrößern – für damals einflussreiche Leute wäre eine „Datsche mit Schlossblick“ sicherlich interessant gewesen. Doch da konnte zum Glück noch Schlimmeres verhindert werden, u.a. weil die Austrocknung nicht ganz erreicht wurde. Auf der Restfläche – „Pfütze mit Bewuchs“ – entwickelten sich Fauna und Flora prächtig, man näherte sich so dem Begriff eines Biotops an. Ab 2001 wird das Gebiet des Kutschgeteiches (14,1 ha – das ist Land- u. Wasserfläche) als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Wenn sich nun hier seit 2017 im Auftrag des Freistaates Sachsen Baumaschinen bewegten (um Ostern herum war noch Betrieb), Bäume gerodet und der Teich entschlammt wurde, ein Deich mit Abfluß neu gestaltet wurde, ist nun das Ziel der Maßnahme, wieder einen Teich zu erhalten, erreicht. Karpfen sollen nicht eingesetzt werden, auch Baden wird nicht gehen, der Teich soll primär dem Naturschutz dienen – grünes Licht also für Molche, Frösche, Ringelnattern und alle Arten von Wasservögeln. Es könnte sogar sein, dass dieses Gebiet auch für den Biber, den man im Raum Moritzburg schon gesichtet hat, interessant werden könnte. Außer einer Umzäunung, glaube ich, sind alle Maßnahmen jetzt abgeschlossen.

Man kann auch hier von einem „Himmelsteich“ sprechen, auch wenn es einen Zulauf und Abfluss gibt. Der Teich wird wie die anderen Moritzburger Teiche hauptsächlich durch Niederschläge, passend zur Jahreszeit Regen oder Schnee, gefüllt. Man wird sich noch etwas gedulden müssen bis man da einen Wasserspiegel erkennt.

Für einen ersten Hinweis danke ich Herrn Andreas Wiesner aus Moritzburg und für ein fachliches Gespräch zu Fragen des Naturschutzes Herrn Dr. Ulrich Zöphel aus Radebeul sehr herzlich.

Dietrich Lohse

Literatur: „Naturschutzgebiete in Sachsen“, Herausg. Sächs. Staatsmin. für Umwelt u. Landwirtschaft, Dresden 2008, S. 366, 367

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