Eine Schwimmhalle für die Lößnitz

Ideen und Realisierung – Teil 1

Lößnitz schon seit 85 Jahren besteht? Im Zuge der Reformbewegungen am Anfang unseres Jahrhunderts, dle Sport als Körperkultur einschlossen, wurde erstmals 1906 der Gedanke einer solchen Schwimmhalle geäußert, Da aber der Zusammenschluss der Lößnitzgemeinden noch nicht erfolgte, war wohl die Idee für eine Gemeinde allein zu groß gewesen. Eigenartigerweise fand der nächste Vorstoß mitten im 1. Weltkrieg statt. 1916 legte Bauinspektor R.. A. Faber ein anspruchsvolles Projekt, bestehend aus einem 3-geschossigen Wohnquartier mit Funktionsverflechtung von Schwimmhalle, Brausebädern und Wäscherei vor. Nachdem der erste Standortvorschlag in der Nahe des „Weißen Roß“ vorgesehen war, beschließt die 2. Gemeindesitzung von Radebeul am 26. 1. 1916 den von R. A. Faber geplanten Bau am Standort Bahnhofstraße, Gartenstraße, Mittelstraße in Radebeul-Ost.

Während des Krieges wurde dann aber das Projekt auf das dringend Notwendige, nämlich Wohnungen, reduziert. Eine ursprünglich vorgesehene Funktionsüberlagerung hätte tiefer gegründet werden müssen, Statik und Bauphysik wären viel komplizierter gewesen, kurz, alles wäre viel teurer geworden. Die Wohnungen wurden 1919 (Südflügel) und 1921 (Ostflügel) fertig und zeigen sich jetzt wieder in ordentlich renoviertem Zustand. Nachdem das Schlimmste der Inflation vorüber war, griff der Radebeuler Schwimmverein „Hellas“ den Gedanken einer Winterschwimmhalle erneut auf. Trotz der Ortszusammenschlüsse war die finanzielle Absicherung einer solch großen Maßnahme nach wie vor ungeklärt. Unter Vorsitz der o. g. Schwimmvereinigung „Hellas“ wurde eine Arbeitsgemeinschaft „Schwimmhalle“ gegründet, der die Vereine für volkstümlichen Wassersport, für Volksgesundheit und der Ruderverein Loßnitz angehörten. Ein Tell der Baukosten sollte durch den Verkauf von Werbemünzen, die in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen in Auftrag gegeben wurden, aufgebracht werden. Professor Börner entwarf die Münzen, die im Original einen Durchmesser von 41 mm haben; man sollte aber wohl von Plaketten sprechen, denn sie weisen keine Wertangabe auf. Die Vorderseite zeigt einen Schwimmer, darunter ein hufeisenförmiges Spruchband „Des Volkes Gesundheit höchstes Gut, der Wassersport gibt Kraft und Mut“, während wir auf der Rückseite eine idealisierte Ansicht der Schwimmhalle erkennen, die auf einen möglichen Entwurf des Architekten Rommetzsch schließen lässt, darum als Rundschrift „Für den Bau einer Schwimmhalle der Lößnitz“, darunter die Meißner Schwerter und die Jahreszahl 1924. Im Radebeuler Tageblatt vom 7. 6. 1924 und 25. 8. 1924 fand ich einige Informationen, so die Verkaufspreise der Plaketten; für die braunen verlangte man 1,- M und für die weißen 1,50 M und gab die Versicherung, daß diese Plaketten einst begehrte Sammelobjekte sein werden, was ich nur bestätigen kann. Zu beiden Arten, also in Böttger-Steinzeug und in weißem Porzellan, gab es in geringer Auflage besondere Stücke, deren Rand bzw. Schriftschleife vergoldet wurden (entsprechende Stücke sah ich im Dresdner Münzkabinett). Die Auflagenhöhe blieb aber unbekannt.

Ein konkreter Standort für diese Schwimmhallenplanung ist mir jedoch nicht bekannt – man kann aber grundsätzlich von der neuen Stadtmitte zwischen „Weintraube“ und Realgymnasium ausgehen. Leider wird das damals gesammelte Geld nicht gereicht haben, denn in der wirtschaftlich schwierigen Zeit unmittelbar nach der Inflation und vor der Weltwirtschaftskrise war ein solcher Bau doch nicht durchführbar.

Dietrich Lohse

Teil2
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