Radebeuler mit Landespreis geehrt!

Am Freitag, den 15. November, vergab das Staatministerium für Kultus in Kooperation mit dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V. im Klemperer-Saal der SLUB den Landespreis für Heimatforschung 2024. An dem seit 28 Jahre ausgeschriebenen Preis können sich Personen und Gruppen beteiligen, die „nicht in Zusammenhang mit einer das Forschungsfeld betreffenden Ausbildung und / oder beruflichen bzw. geschäftlichen Tätigkeit stehen“. Die möglichen Themengebiete sind vielfältig und weit gefächert. Sie erstrecken sich u. a. auf Orts-, Regional- und Landesgeschichte, Flora und Fauna, Alltagskultur, Archäologie, Denkmalschutz wie auch Kunstgeschichte. Vergeben wurden insgesamt sieben dotierte Preise und acht Anerkennungen.

Mit dem 3. Hauptpreis wurde die Arbeit Die letzte Nummer. Geschichten aus einem Landesverband der Autoren Karl Uwe Baum (Radebeul) und Roland Friedel (Leipzig) geehrt. Den Auszeichnungsakt nahm in Vertretung des Staatsministers für Kultus Christian Piwarz der Abteilungsleiter für Allgemeinbildende Schulen/Kindertagesbetreuung Gerald Heinze vor.

In dieser Schrift berichten die Autoren über ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Landesverband Amateurtheater Sachsen e. V. und die dabei gesammelten Erfahrungen bei dieser kulturpolitischen Arbeit.

In der nächsten Ausgabe von Vorschau & Rückblick folgt darüber ein ausführlicher Beitrag.

Red.

Radebeuler Miniaturen

Hoffnungs-Los

Die Faßsaison ist ja längst vorüber, sitze also am Tresen.

Na, zum Wohl, klingts von nebenan herüber. Dankend und trinkend sag ich, wenns so weitergeht, können wir Weihnachten wieder draußen sitzen.

Hast du Hoffnung?

Hoffnung immer, sag ich.

Da bist du gut dran, sagt er, ich hatte auch mal Hoffnung – ist lange her…

Ich seh noch die Birke, sagt er nach einer Weile.

Mein fragender Blick ermutigt ihn, weiterzureden.

Ich war ja noch nicht in der Schule damals, beginnt er, aber ich erinnere mich an diesen einen Moment ganz genau. Ich seh die Birken vor mir und höre den Gesang der „Elektrischen“ – klingt ganz anders als heute, na, du bist nicht viel jünger als ich, da kennst du ja die alten Kisten.

Großvater, sagt er und redet sich in Fahrt, Großvater behauptete immer, noch Pferdebahnen in Dresden gesehen zu haben. Deshalb fuhren wir mit der „Elektrischen“, wenn wir mit ihm fuhren. Ich denke ja, er kannte die Pferdebahn auch nur noch vom Erzählen, dabei gewesen bin ich natürlich nicht.

Aber ich war dabei, wenn er vom Krieg erzählte, der Großvater, „anno 16“ ist er ausgezogen, „ins Feld“, wie er sagte. Ich hatte ja keine rechte Vorstellung, was das bedeutete, „ins Feld“. Für mich begann das Feld gleich hinterm Zaun. Der Bauer konnte keine einzige Kartoffel ohne meine Hilfe ernten und keine Kornpuppe aufstellen ohne mich. Das Feld war für mich ein Stück Leben.
Großvaters Feld lag irgendwo weit draußen, hinter geheimnisvollen, fremden Namen, die ich mir nicht merken konnte. Mitten in der Nacht seien sie angekommen, erzählte er immer, und gleich in die Gräben geschickt worden, in denen sie kaum laufen konnten, weil überall Leichen rumlagen. Immer zu den Geburtstagen hat er das erzählt, der Großvater, wenn er die Familie bei Kaffee und Kuchen vollständig um sich versammelt wußte.

Eine Weile ist Schweigen. Seit Kindertagen, sagt er dann, sind wir – wenn wir nicht mitm Großvater in der „Elektrischen“ saßen – mit der „8“ gefahren. So hieß damals die Linie, die zu uns rauf fuhr. Es war gar nicht so einfach, für mich als ein Kind, das grade zählen lernt, das auseinanderzuhalten: 8haben, 8geben, in 8nehmen und dann mit der 8 fahren … Ich wußte nie, wem ich die 8 hätte geben sollen, wenn ich eine gehabt hätte, aber ich sollte ja dauernd 8haben! Mein Vater, fährt er nach einer Weile fort, ist als Kind auch schon mit der „8“ gefahren. Aber vom Krieg hat er wenig erzählt, vermutlich wußte er, warum. Schmerzen hat er gehabt, sein Leben lang Schmerzen, und auf die Ärzte hat er geschimpft, sein Leben lang, die nichts gefunden haben, weil nichts zu finden war – das war der Krieg. Naja.

Aber dann, jetzt paß auf, wir fahren landwärts und es gibt so ein aufgeregtes Getuschel im Wagen. Manchmal werden sogar Unmutsbekundungen laut. Das Geraune, ich hab ja mit meinen grade mal fünf Jahren nicht viel verstanden, ging um die beschlossene oder bevorstehende Einführung der „allgemeinen Wehrpflicht“. Begriffen hab ich nichts, ich ahnte aber, daß ich irgendwann Soldat werden sollte. Und da – ich seh noch die Birken, an denen wir gerade vorbeifuhren – da dachte es plötzlich in mir, „BIS ICH SO ALT BIN, IST DAS WIEDER ABGESCHAFFT“.

Es war die größte aller Hoffnungen, die ich je hatte – und sie ist natürlich bitterst enttäuscht worden.

Wenn ich mir freilich was zu Weihnachten wünschen dürfte …

Thomas Gerlach

Leserzuschrift: Ritter Klekih-petra der Mime der Schlaraffia

In den Traueranzeigen hier in Vorschau & Rückblick und auch während der Trauerfeier blieb ein aus meiner Sicht nicht unwichtiger Aspekt im Leben von Herbert Graedtke bisher unerwähnt: Herbert gehörte dem Künstlerbund der Schlaraffen als Ritter Klekih-petra an.

Er fand über den ebenfalls in diesem Jahr verstorbenen allseits bekannten Ritter Old Schätterhänd – René Wagner – den Weg in unseren Bund.

Das schlaraffische Spiel in der damals noch jungen „Colonie“ in Meißen lernte Ritter Klekih-petra bereits 2015 kennen. Nach seiner Zeit als Pilger und Prüfling wurde er 2016 als Knappe 3 des Castellum Misena in Schlaraffia aufgenommen und nur wenige Tage nach seinem 75. Wiegenfest eingekleidet. Nach einer lustigen Zeit an der Junkertafel, erfolgte 2019 sein Ritterschlag.

Seine profane Tätigkeit verband ihn über Jahrzehnte mit den Helden unseres Ehrenschlaraffen „Winnetou“ – Karl May – in schauspielerischer Freundschaft. Seine Fechsungen und Vorträge waren eine große Bereicherung des schlaraffischen Spiels. Dies gilt besonders für die Ausgestaltung des kulturellen Beitrages „Die Schöpfungsgeschichte der Allschlaraffia“ als Regisseur und Mime zu unserer Sanktionsfeier am 4. November 2017 in Lommatzsch.

Unvergessen sind auch seine freien Vorträge – allen voran die als kleine Reihe rezitierten Bubengeschichten von Wilhelm Busch „Max und Moritz“.

Seine Gesundheit erlaubte es ihm in den letzten Jahren nicht mehr mit uns zu sippen. Die im Ausbau befindliche „Burg Saxnwieg“ auf der Dresdner Straße in Meißen-Cölln konnte er leider nicht mehr kennenlernen. Umso dankbarer sind wir für die bereichernden Stunden mit Rt Klekih-petra in unserem Kreise.

Mit wehmütigen Trauer-Lulu verneigen sich die Sassen des Castellum Misena e.V..

Wer oder was sind die Schlaraffen oder ist die Schlaraffia?

Die Schlaraffen sind Mitglieder einer deutschsprachigen, weltweit verbreiteten Männergesellschaft, die als “Schlaraffia” bekannt ist. Gegründet wurde diese Gemeinschaft 1859 in Prag von Theaterschauspielern. Sie verfolgt das Ziel, Freundschaft, Kunst und Humor zu pflegen. Dabei steht vor allem eine spielerische und humorvolle Beschäftigung mit Kunst, Literatur und Musik im Vordergrund. Die Mitglieder, die sich selbst als Schlaraffen bezeichnen, treffen sich regelmäßig in sogenannten „Sippungen“, die einer Art humorvollem, ritterlichem Ritual folgen.

Die Schlaraffia ist von satirischen und humoristischen Ansätzen geprägt. Die Schlaraffen pflegen eine fiktive, mittelalterlich inspirierte Welt mit eigenen Regeln, Rangtiteln und Ritualen, wobei sie gesellschaftliche Normen und politische Diskussionen bewusst außen vor lassen. Ihr Motto ist “In arte voluptas” (dt.: „In der Kunst liegt das Vergnügen“). Dadurch bleibt das Schlaraffentum apolitisch und bietet seinen Mitgliedern eine Möglichkeit, sich für ein paar Stunden der Realität zu entziehen und in eine spielerische, kreative Welt einzutauchen.

Die Schlaraffia hat sich seit ihrer Gründung in viele Länder weltweit verbreitet und ist besonders in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Teilen der USA aktiv. Die lokalen Gruppen werden „Reyche“ genannt und jede hat ihre eigenen Traditionen und Veranstaltungen. Mitglied werden kann in der Regel nur, wer von einem bestehenden Schlaraffen eingeladen wird.

Zusammengefasst sind die Schlaraffen also eine Gemeinschaft, die sich humorvoll und spielerisch der Pflege von Freundschaft und Kunst widmet. Ihr Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen in einer satirischen, ritualisierten Welt treffen und eine Auszeit vom Alltag finden können.

Dirk Kloppisch
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Kontakt: dirk.kloppisch@gmx.de / 0172-2025417

Der Gasthof Serkowitz aus einem anderen Blickwinkel

Er müsste eigentlich als ehemaliger Gasthof bezeichnet werden, denn er ist seit etwa 2005 nicht mehr bewirtschaftet. Mit einer ersten Erwähnung von 1337 als frühere Erbschänke dürfte es sich, zumindest in Teilen, um den ältesten Gasthof Radebeuls handeln. Fast allen Zeitungsberichten der letzten Jahre war der Gasthof aber nur der Verdacht eines möglichen Treffs rechter Gruppen und dem Verhindern derartiger Treffen, bzw. dem „Lügenmuseum“ und seinem Verbleib an der Stelle wichtig gewesen. Meine Intention aber war, und da kommt der andere Blickwinkel ins Spiel, die lange und wechselvolle Geschichte dieses Gasthofs und die denkmalpflegerischen Werte des Hauses darzustellen.

Gasthof Serkowitz um 1900
Foto: Archiv D. Lohse

1. Bau- und Nutzungsgeschichte

Solange nicht andere Erkenntnisse genannt werden können, sagt die erste Erwähnung aus dem Jahr 1337 aus, dass es sich hier um den ältesten Profanbau in der Lößnitz handeln dürfte. Zum Vergleich: das „steinerne Haus“ (sogen. Bennoschlößchen), Bennostraße 35, wurde um 1580 errichtet. Der barock anmutende Schlussstein über dem Haupteingang des Gasthofs, der auch die Jahreszahl 1337 zeigt, ist viel jünger und erinnert nur an die mittelalterliche Zahl. Mit den Buchstaben – M H M – im Schlussstein wird klar, dass er sich auf die Übernahme des Gasthofs durch Familie Huhle, die hier längere Zeit die Wirtschaft führte, bezieht. Die Erbschänke aus dem 14. Jh. war sicherlich viel kleiner gewesen als der uns bekannte Gasthof Serkowitz, leider sind uns keine bildlichen Darstellungen der Erbschänke bekannt. Über die Jahrhunderte wurde viel um- und angebaut, möglicherweise hatte auch der 30-jährige Krieg Spuren am Gasthof hinterlassen. Wir unterscheiden den eigentlichen Gasthof und den angefügten Saalbau von 1877. Der Gasthof hat eine spätbarocke Form mit Mansarddach, einem schlichten Portal und der regelmäßigen Fensteranordnung nach den Straßen. Er ist heute der Kötzschenbrodaer Straße 39 zugeordnet. An dem unsanierten Haus stören auf den ersten Blick die zu großen Schleppgaupen (die früheren, kleineren Gaupen mit Satteldächern entsprachen mehr dem barocken Charakter), wohl durch Arch. Max Czopka um 1960 errichtet, und die alte Pappschindeldeckung. Aber ich will meinen Kollegen und Kolleginnen der Denkmalschutzbehörde in Großenhain nicht vorgreifen, sie müssten ja einem noch nicht vorliegenden Antrag zustimmen oder ihn genehmigen und dazu ggf. Auflagen erteilen.

Wie in vielen anderen sächsischen Gasthöfen wurde einst auch hier Gericht gehalten. Über die Jahrhunderte war mit dem Gasthof wiederholt Bierstreit vorgekommen. Für den Gasthof an der alten Handels-, Post- und Heerstraße in der Nähe der Stadt Dresden war vorgeschrieben, dass da nur Dresdner Bier ausgeschenkt werden durfte. Aber die Wirte schenkten gelegentlich auch Bier aus Meißen oder Radeberg aus. Da machte die Residenzstadt dann regelmäßig Ärger! Bis ins späte 18. Jh. gehörte zu den Aufgaben dieses Gasthofs außer der Beköstigung der Reisenden auch die Unterkunft und der Pferdewechsel. Ab 1612 kam der Gasthof für kurze Zeit in adlige Hände: Otto von Starschedel, dem Graf Reinhold von Taube folgte. Im Jahr 1784 konnte ein tragischer Unfall bei Hochwasser und Unterspülung der Straße nahe beim Serkowitzer Gasthof verhindert werden. Zwei Kutschen des Hauses Wettin mit Kurfürst Friedrich August dem Gerechten und Prinz Anton hatten es eilig und wären bei Hochwasser und schlechtem Wetter sicherlich über die Abbruchkante der Straße in die Elbe gestürzt, wenn nicht zwei couragierte Kötzschenbrodaer Marktweiber die Expresskutsche zum Stehen gebracht und damit die hohe Reisegesellschaft vorm Ertrinken gerettet hätten. Komisch, die Namen der Adligen weiß man heute noch, die der tüchtigen Marktweiber dagegen nicht. 100 Jahre später wurde ein Gedenkstein an der Stelle errichtet, der an die Rettungstat erinnern sollte. Der Sandsteinblock steht heute 120m westlich vom Gasthof an neuem Standort auf der nördlichen Seite der Kötzschenbrodaer Straße. Nach diesem Geschehen verlegte man die Poststraße weiter weg von der Elbe in die Linie der heutigen Meißner Straße. Seit 1788 übernahm dann das „Weiße Roß“ (Meißner Straße 148) ein paar Aufgaben des Serkowitzer Gasthofs, der sich nun über ausbleibende Kundschaft beklagen musste. Als Friedrich August Huhle 1862 den Gasthof übernahm, ging es wirtschaftlich bald wieder bergauf. Zunächst ließ er die Bausubstanz überprüfen und dann einen teilweisen Abbruch und Neubau ausführen. Die Keller, Teile des EG und wohl auch des Dachstuhls (eine dendrochronologische Untersuchung ergäbe hier Erkenntnisse) blieben, aber das Fachwerk- OG wurde durch massive Wände ersetzt. 1877 kam der neue Tanzsaal, der dann 1899 erweitert wurde, hinzu. Familie Huhle führte den Gasthof, der dann auch Huhles Gasthof genannt wurde, und auch die Fleischerei fast 100 Jahre. Der Tod von Margarethe Huhle in den 60er Jahren bedeutete das vorläufige Ende der Gastwirtschaft. Es folgte dann eine artfremde Nutzung durch VEB Novitas als Schneiderbetrieb. 1973 übernahm dann die GPG Frühgemüsezentrum Kaditz den Gasthof. Familie Hildmann waren engagierte Wirtsleute und der Gasthof Serkowitz lief wieder gut. Davon konnte ich mich bei gelegentlichen Besuchen selbst überzeugen und ein guter Bekannter aus Dinkelsbühl, der in den 50er Jahren als Kind die DDR verlassen hatte, erinnert sich, dass er bei späteren Besuchen in Radebeul gern hier einkehrte und das Angebot recht gut war. 1987 wurde das 650-jährige Jubiläum des alten Gasthofs in den Räumen feierlich begangen.

Der ehemalige Gasthof, 2024
Foto: D. Lohse

2. Das Innere des Gasthofs

Im Hausflur finden wir Sgraffitoarbeiten des Dresdner Künstlers Hermann Glöckner (1889 – 1987). Es zeigt in einer landkartenähnlichen Darstellung das Elbtal zwischen Dresden und Meißen mit Stadtsilhouetten und Wappen. Im Gastraum befinden sich an den Wänden figürliche Sgraffitos mit altertümlichen Zechern. Im zweiten Gastraum erkennen wir schließlich auf einem großen, gemalten Wandbild die Schenkung des Dorfes Serkowitz von 1337 vom Burggraf zu Meißen an die Domkirche Meißen. Glöckner schuf die Arbeiten zwischen 1935 und 40. Ob sich alle Arbeiten neben dem derzeitigen Museumsbetrieb erhalten haben, ist mir nicht bekannt. Diese inneren Sgraffitoarbeiten sind deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie gegenüber Sgraffitos im Außenbereich (Ladenwerbung, Schmuckformen u. Sonnenuhren) in Glöckners Schaffen eher selten sind. Ob Herr Zabka, der bisherige Mieter, die Arbeiten Glöckners wahrgenommen und geschätzt hat, kann ich mir schwer vorstellen.
Der große Saal aus der Gründerzeit wird von einer Stuckdecke mit Jugendstilmotiven abgeschlossen, eine interessante Mischung! Radebeul hatte 1990 noch etwa zehn Gasthofsäle, nicht alle in gutem Zustand aber noch da. In der Zeit danach verschwand einer nach dem anderen aus unterschiedlichsten Gründen – heute sind es noch zwei: der Saal des Goldenen Ankers in Kötzschenbroda und der Serkowitzer Saal. So viele Säle sollte eine Stadt von über 30 000 Einwohnern schon brauchen für Musik und Tanz, für Versammlungen und Kulturveranstaltungen. Deshalb ist der Serkowitzer Saal wichtig und sollte auch nicht zu Wohnzwecken (ich weiß nicht, ob diese Idee noch aktuell ist) geopfert werden.

Sgrafitto von H. Glöckner im Vorraum
Foto: D. Lohse

3. Zum z.Z. noch da befindlichen Lügenmuseum

In der Tat, es gibt nicht wenige Menschen – Radebeuler und auswärtige Besucher – die das Lügenmuseum mögen. In diesem Heft haben sich in letzter Zeit einige für den Erhalt, bzw. für den Verbleib in Radebeul ausgesprochen. Zum Lügenmuseum und dem Erfinder desselben habe ich aber eine andere Meinung; vielleicht muss ich damit leben, ein Außenseiter zu sein! Es fängt schon beim Namen an, warum Lüge, warum Museum? Der Künstlername von Herrn Zabka „Gigantikow“ fällt auch nicht gerade bescheiden aus und passt ein russisch klingender Name gerade jetzt nicht so gut. Seine z.T. räumlichen Gebilde aus Schrott, Abfällen und anderen Materialien mögen von Fantasie, Witz und auch handwerklichem Geschick zeugen, aber muss man es gleich Kunst nennen? Jeder Mensch zieht die Grenze, was er persönlich für Kunst hält, oder was nicht, sicherlich etwas anders – das ist normal. Auch ich war, als es neu war, schon im Lügenmuseum gewesen, ich habe an manchem Exponat gestaunt oder auch geschmunzelt, mich aber nicht in einem Kunstmuseum gefühlt. Mit einem Kulturdenkmal, was der Serkowitzer Gasthof ist, sollte man auch als Mieter anders, respektvoller umgehen. Die Art der Werbung oder das massenhafte Ankleben von Witzen, Parolen und Sprüchen an die Fassade passt eher nicht an ein Kulturdenkmal. Die Denkmalschutzbehörde, die leider nicht mehr in Radebeul sitzt, kann so was höchstens temporär dulden, muss aber darauf achten, dass das Denkmal, auch wenn die Sanierung noch nicht ansteht, nicht beschädigt oder gar zerstört wird. Teile des Vorplatzes wurden auch im Sinne des Museums gestaltet. Da der Vertrag mit der Stadt nicht verlängert werden wird, bedeutet das das Ende des Museums an dieser Stelle, so zu lesen in der Tagespresse. Eine denkmalgerechte Behandlung wird, abgesehen von Notsicherungen, erst mit einer neuen Nutzung des Gasthofs zu erwarten sein. Und diese künftige Nutzung ist z.Z. nicht greifbar. Der Artikel war von mir nicht als „Wünsch dir was – Beitrag“ gedacht, eine Lösung sehe ich aber weder in der Verlängerung des Lügenmuseum noch in der mal angedachten Einrichtung vieler Wohnungen auch im Saal. Vielleicht braucht es etwas Zeit, ehe die geeignete Idee für den Gasthof gefunden ist. Die Zeiten zum Betreiben von Gastronomie könnten sich auch wieder bessern, man sollte mit etwas Geschick einen interessierten Wirt finden (Eigentümer und Wirt muss ja nicht die gleiche Person sein, aber kann …) und dann könnte der Gasthof Serkowitz vielleicht noch einmal aufblühen.

Dietrich Lohse

Quellen:
1. Radebeul, Stadtführer durch Vergangenheit und Gegenwart, Liselotte Schließer, Edition Reintzsch, 1996
2. Stadtlexikon Radebeul, Anette Karnatz und Mitarbeiter, Große Kreisstadt Radebeul, 2021

Dezember, der Weihnachtsmonat

Vielfältig waren die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest. Aber erst kam am sechsten Dezember der Nikolaus und die hohen Schuhe – wir nannten damals die Knöchelschuhe so – wurden schön geputzt vor die Kinderzimmertür gestellt. An einen besonderen Nikolaus kann ich mich noch gut erinnern, als die Eltern kurz zuvor nach Schwarzenberg im Erzgebirge zur Feierohmd-Schau fuhren und wir in unserem Schuh ein erzgebirgisches Lichterständerchen fanden. Wolfgang seines war ein Engelchen im blauen Kleidchen, das vor einer Tanne kniete. Meins war ein Engelchen in einem weißen Kleidchen, das ein Herz hoch in den Händen hielt. Tante Emma brachte uns das Nikolauslied bei: „Lasst uns froh und munter sein“.

Anna Gebauer, die damalige Besitzerin des Gasthofes, mit ihren Enkeln Christa und Wolfgang
Foto: Archiv C. Grün


Die Vorweihnachtszeit war voller Geheimnisse und ich stellte mir vor, als ich noch recht klein war, dass viele kleine Engel über unserem Hausdach schwebten. Muttel nähte noch spät in der Nacht an meinem Puppenkleidchen und ich fand früh, hier und dort, auf der Treppe und im langen Gang Schnippselchen von buntem Stoff, die das Christkind verloren hatte.

Als wir größer wurden, fertigten wir eifrig kleine Weihnachtsgeschenke an. Wolfgang machte Laubsägearbeiten, während ich kleine Deckchen bestickte. Ich kann mich erinnern, dass ich für Tante Rosel einen Topflappen bestickte in Kreuzstich mit der Aufschrift: „Koche gut!“ Dieser hing noch über ihrem Herd, als ich schon erwachsen war. Auch wurden schön geschmückte Wunschzettel geschrieben. Weihnachtsgedichte lernen war natürlich an der Tagesordnung. Besonders beliebt bei Groß und Klein war: „Draußen vom Walde da komme ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr“.

Zweimal haben wir eine kleine Theateraufführung vorbereitet. Da waren wir voll beschäftigt mit Verse lernen und Sachen suchen, die wir anziehen konnten. Wir stellten, entnommen aus dem Goldenen Weihnachtsbuch von Kurt Arnold Findeisen, erzgebirgische Weihnachtsfiguren wie Engel, Räuchermann und Nußknacker vor und sagten dazu Verse auf, die ebenfalls diesem Buch entnommen waren. Das Ganze spielte sich an der Schiebetür ab, die als Vorhang diente und Gaststube und Hinterzimmer trennte. In der Gaststube wurden die Stuhlreihen aufgestellt, im vorderen Teil des Hinterzimmers agierten wir. Tante Emma fungierte als Garderobiere und Tante Gretel als Souffleuse.

Ölgemälde von Max Brösel als Ansichtskarte im damaligen Gaststättenvertrieb
Bild: Archiv C. Grün


Hier muss ich etwas einflechten. Tante Jenny und Tante Gretel waren durch Rachichitis, eine Mangelkrankheit der damaligen bedauernswerten Generation verkrüppelt. Viele Kinder waren damals davon betroffen. Tante Jennys Beine waren klein und krumm geblieben, während Tante Gretel zwergig verunstaltet war, aber trotzdem gut laufen konnte. Nie ist es uns Kindern in den Sinn gekommen, über die Gebrechen zu spotten. Tante Jenny wohnte in Dresden und kam jedes Jahr zur Sommerfrische ins „Weiße Roß“.

Als Juttel geboren war und Vater ins Feld musste, bat er Jenny, vorläufig dauernd im Roß zu bleiben, um Juttel zu hüten. Muttel musste ja seine Aufgaben voll übernehmen. Tante Gretel hatte Muttel sich aus dem Bethesda, einem Heim für Behinderte geholt, als dieses Lazarett wurde. Heute ist es ein Teil des Radebeuler Krankenhauses. Tante Gretel stopfte Strümpfe, hielt unsere Kindersachen in Ordnung und hatte auch immer lustige Einfälle. Eine Episode von ihr: Als sie ihren geliebten Kanarienvogel vermisste, der durch vieles Nüssefressen ziemlich träge geworden war, musste sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass er unter ihr Sitzkissen geraten war und sie sich darauf gesetzt hatte. So viel zu Tante Jenny und Tante Gretel.

Und nun zum langersehnten Heiligabend. Er begann mit Nudeln und Gänseklein zu Mittag. Am Nachmittag ging Oma mit uns in die Kirche zur Christmette. Das war festlich und feierlich und wir sangen das „Oh du fröhliche“ kräftig mit. Oma zeigte uns das Jesuskind in der Krippe und erklärte uns die heiligen drei Könige, die aus dem Morgenland gekommen waren. Die Weihnachtsgeschichte war für mich immer wieder neu und geheimnisvoll. Auf dem Heimweg sahen wir in den Fenstern schon die ersten Weihnachtsbäume leuchten. Wenn Schnee lag und glitzerte, war es noch schöner. All das erhöhte die Vorfreude. Nach dem Kaffeetrinken an dem langen Tisch in der Küche, auf dem der Vierpfundstollen angeschnitten wurde, durften wir mit Stühlen stürzen (umgekehrt auf den Tisch stellen). Das verkürzte die Zeit bis zur „Bescherche“. Endlich war es soweit. Wir hörten das Weihnachtsglöckchen klingeln und stürmten die Treppe hinauf. Vor der Kinderstubentür noch ein kurzer Aufenthalt, jeder sagte sein Weihnachtsgedicht auf, und dann waren wir in der lichterdurchfluteten und herrlich duftenden Weihnachtsstube. Muttel zeigte jedem seinen Gabentisch, und in jedem Jahr fanden wir das vor, was wir uns am sehnlichsten gewünscht hatten. Nur übermäßig verwöhnt wurden wir von unseren Eltern nie. Zu Wolfgangs Modelleisenbahn war wieder einiges dazugekommen und meine Puppenstube und -küche war liebevoll neu ausstaffiert. Beliebt waren bei den Jungens die Stabilbaukästen, bei uns Mädchen die Puppenbabies. Nach der Bescherung und dem Abendbrot durften wir noch spielen, bis wir müde wurden. Am ersten Weihnachtsfeiertag früh waren wir natürlich wieder beizeiten aus den Betten, die neuen Spielsachen waren zu aufregend.

Zu Sylvester habe ich keine besonderen Erinnerungen. Als wir größer wurden, durften wir bis um zwölf aufbleiben, schon das war etwas Besonderes, dass wir nicht nach dem Abendbrot ins Bett mussten. Große Aktivitäten gab es am Sylvesterabend bei uns nicht. Es wurde Punsch gekocht und zum Abendbrot gab es Räucheraal, der mit einer Rüsche aus Staniol und einer grünen Schleife verziert war. Um zwölf gingen die Nachbarn vor die Haustüren und riefen sich ein „Prosit Neujahr“ zu. Auch wir Kinder wurden dazu angehalten, am Neujahrsmorgen allen, denen wir begegneten, ein gesundes neues Jahr zu wünschen. Wir gingen mit Muttel noch ein wenig die Straße entlang um die Glocken zu hören, die mächtig das neue Jahr einläuteten. Heutzutage geht ihr feierliches Geläut ja leider in der sinnlosen Böllerei unter.

Das soll es für den Dezember gewesen sein.

Christa Stenzel/ Christian Grün

Immer der Nase nach

Vereinsfest in Wachau

Der »Fliegenpilz« eröffnete das Fest in Wachau
Foto: K. (Gerhardt) Baum


Es kann ja nichts schaden, so dachten wir, für einen kurzen Moment auch einmal das geliebte Radebeul zu verlassen und unsere Nase in andere Dinge zu stecken. Davon ist bekanntlich die Welt voll, und dümmer wird man dadurch keinesfalls. Das einzige Erfordernis dazu, man muss es wollen. Und nach dem Motto „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, setzte ich mich zunächst, nein, nicht wie der Leser jetzt vielleicht denken mag, per Auto, Bus oder per pedes in Bewegung, sondern an meinen Schreibtisch. Ein Plan war in diesem Falle das entscheidende Instrument, zuvor aber ließ ich den Zufall walten. Der führte mich auf eine Internetseite sonderbarer Art, die mir eine vollgerümpelte Bauernscheune mit einem Café anzeigte. Ein schön gestalteter Hinweis versprach noch dazu ein Fest eines ortsansässigen Vereines für diesen 21. September. Das traf meine Wünsche ziemlich genau.

Nach dem sonnabendlichen Mittagsmahl brachen wir auf, und da ich Überraschungen liebe, blieb das Ziel zunächst im Ungewissen. So war schon die Fahrt durch eine schöne Herbstlandschaft ein Genuss, auch wenn sie eine kurze Strecke über die Autobahn führte.

Eine gute halbe Stunde war vergangen, bis wir schließlich in Wachau – ein Ort bei Radeberg – angekommen waren. Zu sehen war erst einmal nichts. Keine Feststimmung, keine laute Musik, nicht mal ein Schild. Ein etwas muffliger Mann am Straßenrand gab schließlich doch noch Auskunft. Ich wollte schon loslaufen, denn das eigentliche Ziel lag in unmittelbarer Nähe, aber Karin streikte, sodass ich doch noch das schon geparkte Auto holte. Vorbei am Schloss und dem Friedhof parkten wir schließlich das Auto ziemlich abenteuerlich zwischen Sträuchern am Wegesrand. Nach feiern aber sah es hier nicht aus. Was wir erblickten waren Stallanlagen mit einem nicht gerade geordneten Gelände davor. Einzig ein handgeschriebenes Hinweisschild zeigte an, dass wir an der richtigen Stelle angekommen waren. Wir gingen an der rund 70 Meter langen Stallanlage entlang, an deren Ende sich ein Hof auftat, auf dem einige Biertischgarnituren und zwei Versorgungswagen standen. „Hier soll ein Fest stattfinden“, fragten wir uns verwundert? War das das „Wunder Land“, was der gleichnamige Verein versprochen hatte, noch dazu das Zweiunddreißigste? Verdutzt rieben wir uns die Augen. Doch einige wenige Leute hatten sich ebenfalls eingefunden.

Szene aus »Zeitreise im Wunderland« mit den »alten Weibern im Mehrgenerationshaus«
Foto: K. (Gerhardt) Baum


Einige Minuten nach 14 Uhr trat ein älterer Mann mit einer Fliegenpilzmütze auf dem Kopf und einem Megafon an der Seite aus einem alten Circuswagen und eröffnete zwischen Reithalle und Pferdestall das Fest mit einer lockeren, unbekümmerten und reißerischen Rede und der Aufzählung aller Programmpunkte. Die Hauptattraktion kündigte er bereits für 15 Uhr an. Es sollte eine „Zeitreise im Wunderland“ werden, die als Theaterstück angekündigt wurde. Damit hatten wir natürlich nicht gerechnet und waren gleich „elektrisiert“. Die Zeit reichte gerade noch, ein Stück leckeren Bauernkuchen zu genießen. Zum Kuchen vom Land gab es aber nur Kaffee oder halt Bier und Alkoholfreies aus der „Che-Guevara-Bar“.

Bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Aufführung waren die Bankreihen der Reithalle gut besetzt. Außer einem Baugerüst mit mehreren Etagen, die mit Regiepult und andern Ausstattungsstücken belegt waren und zwei roten „Stoffbahnen“, war die große Halle leer. Wir hatten keine Ahnung, was uns hier erwarten würde und waren in der nunmehr prall gefüllten Halle sicher die einzigen Unwissenden. Nach Theater jedenfalls sah es hier nicht aus. Schließlich trat ein Clown auf, der einen Bilderbogen durch verschiedene Zeitepochen ankündigte und auch moderierte, bei dem es viele szenischer Auftritte mit ca. 50 Mitwirkenden und 12 Pferden gab. Alle Bilder, die von der Urzeit bis ins Heute reichten, hatten direkt oder indirekt etwas mit dem „Wunder Land“-Verein zu tun. Vom Springreiten über Aerial Silks, einer Tuchakrobatik, bis zur Hausbesetzerszene durch „alte Weiber“ war in den zwei Stunden alles dabei, was der Verein zu bieten hatte. Ein höllischer Spaß, zu dem gar ein Gabelstapler zum Einsatz kam. Einbezogen in das Spektakel waren alle Altersgruppen, vom Vorschulkind bis zum Rentner.

Festbesucher im Pferdestall des Vereins
Foto: K. (Gerhardt) Baum


Der Verein ist eine Art Chamäleon. Er selbst beschreibt sich als eine „Heimat für viele Pferde, Esel, Bienen, einen Hirsch, für Rinder, Gänse, Enten, Hühner, Kaninchen, eine handzahme Schaf- und Ziegenherde, Hunde, Katzen und Schweine“. Zu seinen Festen führt er regelmäßig eigene Theaterstücke auf. Er besitzt ein Gemüsefeld, Wiesen und eine große Reithalle sowie Stallanlagen, betreibt Reitsport, ein kleines Museum, Landschaftsgestaltung und kümmert sich vorwiegend um Kinder und Jugendliche. Mit dem nahen Sächsischen Epilepsiezentrum Kleinwachau arbeitet er zusammen. Zum Fest bot er eigene landwirtschaftliche Produkte (Gewürze, Kohlrabis, Rote Kartoffeln u. v. m.) wie auch selbst zubereitete Brotaufstriche an. Eines ihrer wichtigsten Anliegen sei es, mit ihrer Arbeit der „Entfremdung zwischen, Mensch, Natur und Tierwelt entgegenwirken“.

Während sich die Besucher nach der Wunderland-Zeitreise zum Pferderennen begaben, labten wir uns an Steak, Bratwurst und einem guten Bier. Das ausgezeichnete Gulasch entdecken wir leider zu spät. Dafür aber erstanden wir eine Chronik aus dem Jahre 1970 (!) sowie Brotaufstrich und haben uns mit einigen Leuten unterhalten. Der Fliegenpilz- und Clowns-Darsteller, der mal in seinem ersten Leben Techniker im TJG Dresden war, hatte uns natürlich als „Fremde“ sofort erkannt und in ein Gespräch verwickelt.

Mit einem Konzert von „Onkel Tom und Huck“ aus Dresden und einer Partynacht mit DJ Pauli klang das Fest aus. Solange haben wir es aber nicht ausgehalten. Der Weg nach Wachau hatte sich gelohnt. Auch anderenorts versteht man zu feiern und das auf recht unkomplizierte, aber erfrischende Art und Weise.

Karl Uwe Baum

Zum Thema: Mein Beitrag zur Reihe: „Als die Läden noch die Namen von Leuten trugen“

Immer, wenn ich an die Lebensabschnitte meiner vor zwei Jahren im Alter von 102 Jahren verstorbenen Mutter denke, fällt mir nicht zuerst die Altneubauwohnung in Radebeul-Ost, wo sie über 60 Jahre gewohnt hat, ein. Ich erinnere mich vielmehr an unser kleines Häuschen in Radebeul-West, Am Gottesacker, gegenüber vom Friedhof, hinter der Werkstatt des Steinmetzmeisters Lehmann.

Am anderen Ende unseres (für mich damals großen) Gartens führte die Eisenbahnstrecke Dresden-Leipzig vorbei, die in den 50er Jahren noch mit Dampfloks, die jedesmal unser Haus zum Beben brachten, befahren wurde.

Der hintere Bereich des Gottesackers mündete in den sogenannten Feldweg, der in Richtung Serkowitz verlief, und wo wir zwischen Goldruten und Gebüsch wunderbar und ungestört spielen konnten. Es soll im Gottesacker auch eine Waffelbäckerei gegeben haben, an die ich mich nur noch undeutlich erinnere.

In unserem Nachbarhaus wohnten Roßbergs, einer der Söhne betrieb eine Zierfischzucht und wir bewunderten oft die zahlreichen Aquarien mit den vielen exotischen Fischen.

Gleich daneben gab es die Gärtnerei Kühne(?), in der meine Eltern alljährlich preiswert Pflanzen und Sämereien kaufen konnten.

Weiter in Richtung Kötzschenbrodaer Straße befand sich unser Kindergarten, in dem ein Fräulein Wellemeier mit Argusaugen unseren Mittagsschlaf überwachte… Meine Schwester hatte diese „Bevormundung“ schon damals satt und ist ein paarmal einfach nach Hause gegangen…

An der Einmündung des Gottesackers in die Kötzschenbrodaer Straße begann für uns erst die eigentliche Stadt, denn es gab den Bäcker Wirthgen, bei dem wir uns mit Kuchenrändern versorgen konnten, Pauls Bierstuben (ehemals Restaurant Grosse), wo meine Eltern oft einkehrten, die große Gärtnerei Novitzky, und noch ein Stück weiter die Anhöhe hinauf den ersten Lebensmittelladen Wiske, ein Geschäft, in dem vom Hering bis zu Schnürsenkeln alles verkauft wurde. Um die Ecke in der Neuen Straße: der Friseur Frenkel und die Fleischerei Schiefner, man war auf kurzem Weg mit allem versorgt.

Nicht zu vergessen den Alten Friedhof und gegenüber einen weiteren Steinmetzmeister Heduschka am Ende des Gottesackers.

Durch die Vorwerkstraße führte uns unser Weg später für einige Jahre in die Herrmann-Ilgen-Schule, und am Ende der Harmoniestrße waren wir dann gleich im Zentrum von Radebeul-West auf der Bahnhofstraße.

Der Anger in Altkötzschenbroda bestand noch aus z.T. bewirtschafteten, z.T. verfallenden Bauernhöfen, deren drohender Abriss ja zum Glück verhindert werden konnte!

Der an den Kirchplatz mit der Friedenskirche und der alten Gaststätte „Oberschänke“ angrenzende Fürstenhain war mit gut erhaltenen Bauernhäusern trotz der zahlreichen Überschwemmungen durch die direkt davor fließende Elbe noch besser „in Schuss“.

Ende der 50er Jahre entschlossen sich meine Eltern, aus dem längst zu klein gewordenen Häuschen ohne Komfort in eine Neubauwohnung, die in der Nähe der Arbeitsstätte meines Vaters, der Chemischen Fabrik „von Heyden“, später AWD, lag, zu ziehen.

Schnell fanden wir Kinder neue Freunde, aber unser Garten fehlte uns allen doch sehr…

Sabine Weltzien, geb. Schettler

Buchtipp: „Die Könige von Babelsberg“

„Ich darf Sie recht herzlich im Kreissaal willkommen heißen!“, so begrüßte an einem herrlichen Sonntagvormittag Frau Karin Großmann circa 80 Zuhörer im Glashaus der Landesbühnen Sachsen. Denn geladen hatten am 27.10.2024, 11 Uhr der neugebackene stolze “ Vater“ Ralf Günther, gemeinsam mit dem Verlag rowohlt Kindler und unserer Buchhandlung Sauermann zur Geburtsstunde des soeben neu erschienenen Romans „Die Könige von Babelsberg“. Frau Großmann und der Autor zogen die Zuschauer mit ihrem literarischen und zum Teil auch sehr persönlichen Gespräch schnell in ihren Bann. In selbiges eingebettet war eine Lesung einzelner Textpassagen durch den Autor Ralf Günther. Visuell setzte der Blick aus dem Glashaus auf die sonnenbeschienene Farbenpracht der Laubbäume, davor als Gruß eine Fahne der Landesbühnen mit der Aufschrift „Die große Wörterfabrik“, überaus passende Akzente.

Author Ralf Günther mit Buchhändlerin Ute Sauermann
Foto: K. (Gerhardt) Baum


Das Buch führt in das Berlin der zwanziger Jahre. Akteure sind Fritz Lang und Thea von Harbou, damals das Glamourpaar des deutschen Films. Den Regisseur und die Drehbuchautorin verband, neben der gemeinsamen Arbeit an zahlreichen Stummfilmen, eine leidenschaftliche Liaison. Und letztlich eine Leiche. Die Ehefrau Fritz Langs, die Schauspielerin Elisabeth Rosenthal, kam unter bis heute ungeklärten Umständen im ehelichen Schlafzimmer, in Anwesenheit ihres Ehemannes und seiner Geliebten, ums Leben. Soweit die verbrieften Fakten. War es ein Unfall, Selbstmord oder gar Mord? Weshalb kam es zu keiner Anklage? Ralf Günther lässt zu diesen Fragen seiner Phantasie und den Ermittlungen des von ihm erdachten Kommissars Beneken freien Lauf.

Die Eckdaten der Geschichte basieren jedoch, wie in all seinen historischen Romanen, auf Fakten. So auch, dass Thea von Harbou in ihrer frühen Jugend mit ihrem Vater in der Lößnitz auf die Jagd ging und später das Louisenstift, unsere heutige Luise, besuchte. Ralf Günther fasziniert bereits während seines Studiums der Film-, Theater- und Filmwissenschaften die Figur Fritz Lang und seine Stummfilme. Das Buch gibt nun Gelegenheit, kleine Details aus der Filmwelt dieser Zeit zum Leben zu erwecken. Und gleichzeitig einen Blick in das sündige Leben der Großstadt Berlin am Rande der Filmgeschäfte in Babelsberg zu werfen. „Babylon Berlin“ lässt grüßen. Der Autor lies während der Lesung offen, mit welchem Ergebnis die Akte Rosenthal in seinem Roman geschlossen wird. Er schilderte jedoch die verbürgten weiteren Lebensumstände von Fritz Lang und seiner späteren zweiten Ehefrau Thea von Harbou. Damit gewährt das Buch mit seinen gut 270 Seiten einen kurzweiligen Blick in die Stummfilmzeit der goldenen Zwanziger. Für all jene, die das grandiose Duo Großmann und Günther leider nicht erleben konnten, haben wir uns vom Autor einige der noch druckwarmen Bücher signieren lassen, als passendes Weihnachtsgeschenk oder zum eigenen Lesegenuss. Zeitiges Kommen sichert ein solches Exemplar.

Ute Sauermann
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Ralf Günther: Die Könige von Babelsberg Fritz Lang und die Akte Rosenthal, Kindler Verlag, gebunden, 269 Seiten, ISBN: 978-3-463-00055-8, EUR 24,00, Erscheinungsdatum: 15.10.2024

Impressionen vom Radebeuler Grafikmarkt 2024

Der Radebeuler Maler und Grafiker Michael Hofmann am Stand der Redaktion »Vorschau & Rückblick« mit dem Chefredakteur Sascha Graedtke


Der Grafiker Chris Löhmann aus Königstein


Besucher beim Schauen und Kaufen


Besucher beim Schauen und Kaufen


Die Fotografin Sylvia Preißler mit Tochter


Magdalena Piper von der Stadtgalerie beim Abbau


Die Dresdner Illustratorin Sylvia Graupner


»Kuchen für Kunst« vom Förderkreis der Stadtgalerie im Künstlercafé

Dokumentation: Karin (Gerhardt) Baum

Von Kunst und Gunst im Ehrenamt

25 Jahre Förderkreis der Stadtgalerie Radebeul

Es war schon beeindruckend, zur Jubiläumsveranstaltung am 25. Oktober 2024 einmal die wunderbaren Bilder von Gussy Hippold, Paul Wilhelm, Heinz Drache, Kurt Thoenes, Günter Schmitz, Peter Graf, Eckhard Kempin und Friedrich Porsdorf, welche vom Förderkreis der Stadtgalerie für die Städtische Kunstsammlung angekauft bzw. bezuschusst wurden, in einem Ausstellungsraum versammelt zu sehen.

v.l.n.r.: Alexander Lange, Margitta Czura, Karin Baum, Gudrun Wittig, Dirk Kloppisch, Hans-Jochen Müller
Foto: N. Millauer


Das offizielle Programm des Festaktes war straff gebaut. Acht Redner reflektierten in jeweils drei Minuten ihre Beziehung zum Förderkreis aus individueller Sicht. Der Saxophonist Hartmut Dorschner hatte sich der Herausforderung gestellt, zwischen all den kontroversen Geistesblitzen eine sinnstiftende Verbindung zu schaffen. Unter den über 60 Gästen befanden sich Kunstinteressierte, Künstler, vier Stadträte und der Oberbürgermeister, welcher auch eine, der acht kurzen Reden hielt.

Es war ein heiterer Abend, der keinen Anspruch auf Perfektion erhob. Dort, wo sich die Mitglieder des Förderkreises mit Festrednern, Ehrengästen und dem Musiker zum Gruppenbild für die Vereinschronik hätten formieren können, blieb ein weißer Fleck. Die Feier war sooo schööön, dass man erst wieder daran dachte, als sich alle auf den Heimweg begeben hatten. Auch in der Tagespresse ist bis jetzt noch nichts erschienen, weder zum langjährigen Wirken noch zum runden Jubiläum des rührigen Vereins. Wie gut also, dass es „Vorschau & Rückblick“ gibt. Und auch der Fotograf Norbert Millauer half die dokumentarische Leerstelle zu füllen.

Bei Karen Graf im Atelier


Nun, lässt es sich nicht leugnen, „25 Jahre“, das ist schon eine sehr lange Zeit! Doch manche Geschichten liegen noch viel weiter zurück. War es nun Zufall oder vorausschauende Absicht, dass mir meine Klassenkameradin Gudrun Nebel vor 56 Jahren zu meinem 15. Geburtstag einen Katalog des Radebeuler Malers Karl Kröner schenkte? Gudrun Nebel heißt heute Gudrun Wittig und ist die Vorsitzende des Fördekreises der Stadtgalerie. Ich selbst schrieb viele Jahre später meine Diplomarbeit über Malerei und Grafik in Radebeul und leitete von 1984 bis 2019 die Radebeuler Stadtgalerie. Alles hängt eben immer wieder irgendwie mit allem zusammen.

Im Depot der Städtischen Kunstsammlung Freital


Diese nachhaltige Schenkung also erfolgte in jener Zeit, als sich die Schulen „Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule“ nannten und sehr viele Läden die Namen von Leuten trugen. So wie die legendäre Buchhandlung Sauermann, welche Gottfried Sauermann von seiner Mutter, der Witwe von Heinrich Sauermann übernommen hatte. Dort arbeitete auch Manfred Artur Fellisch als Buchhändler und Antiquar, der die Bücher nicht einfach nur verkaufte, sondern zelebrierte. Die älteren Radebeuler werden sich daran vielleicht noch erinnern können. Dass sich sowohl Gottfried Sauermann als auch Manfred Artur Fellisch, der dann schon eine leitende Stellung im Dresdner Kulturamt innehatte, überzeugen ließen, an der Gründung eines Fördervereins für die Stadtgalerie mitzuwirken, war großes Glück.

In der Alten Molkerei, Plastik von Manuel Frolik


Zu den Gründungsmitgliedern des Förderkreises gehörte auch Lars Hahn. Obwohl er als Elektriker arbeitete, hatte er ein gutes Gespür für Kunst und moderierte bereits die Versteigerungen in der Kleinen Galerie in Radebeul Ost. Ein Foto aus den 1980er Jahren, das den jugendlichen Auktionator Lars Hahn in Aktion zeigt, stammt von dem Amateurfotografen Hans Fischer, so wie auch jenes Foto, welches damals zur Versteigerung angeboten wurde. Das symbolbeladene Bildmotiv mit der weißen Taube auf einer historischen Kanone ist aktueller denn je.

Die Auktionatoren Lars Hahn und Manfred Artur Fellisch


Nicht zuletzt auf Drängen der Radebeuler Künstlerschaft wurde die „Kleine Galerie Radebeul“ am 16. Dezember1982 in einem ehemaligen Tapetenladen auf der Ernst-Thälmann-Straße 20 (heute Hauptstraße) eröffnet. Nach der Kündigung des Mietvertrages per 1. Juli 1995 setzte die Galerie ihre Ausstellungstätigkeit ohne Unterbrechung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern fort. Nach zweijährigem Exil erfolgte die Wiedereröffnung der Stadtgalerie am neuen Ort, im Dreiseithof Altkötzschenbroda 21.

Auktion »Kunst & Kuriositäten«


Personelle Unterstützung erfuhr die Galerie durch den im Jahr 1996 gegründeten Radebeuler Kunstverein. Dessen Vorsitzende wiederum war Ingeborg Bielmeier, die schon vor 1990 im Galeriebeirat der „Kleinen Galerie Radebeul“ mitgearbeitet hatte. Dass sich nun ein weiterer Verein speziell zur Unterstützung der Städtischen Galerie gründen sollte, löste zunächst etwas Unverständnis aus. Manfred Artur Fellisch hatte die Notwendigkeit für die Gründung eines Förderkreises sehr treffend formuliert: „…dem städtischen Kunstleben wollen wir einen kleinen Zweig hinzufügen. Für unsere Stadtgalerie möge es ein starker Ast werden, an dem sie sich in schlechten Zeiten halten und in guten Zeiten freuen kann.“

Nach dem ersten Treffen zur Gründung des Fördervereins am 26. Mai 1999 in der Stadtgalerie, folgte am 25. Oktober 1999 die konstituierende Gründungsversammlung und im Jahr 2000 die Eintragung ins Vereinsregister unter der präzisen Bezeichnung „Förderkreis der Stadtgalerie Radebeul e.V.“. Den Vereinsvorsitz hatte Manfred Artur Fellisch inne. Im Jahr 2007 übernahm Gudrun Wittig diese Funktion.

Aus Anlass des runden Jubiläums wurde auch eine chronologische Bild- und Textdokumentation zusammengestellt, welche veranschaulicht, was in den letzten 25 Jahren vom Förderkreis geleistet wurde. Vieles hätten die Mitarbeiter der Stadtgalerie ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer gar nicht bewältigen können. Seien es Veranstaltungen wie der traditionsreiche „Radebeuler Grafikmarkt“, das originelle „Radebeuler Künstlerfest“ oder die in Coronazeiten konzipierte Veranstaltungsreihe „Kunst geht in Gärten“. Die Auktion „Kunst & Kuriositäten“, welche in Eigenregie des Förderkreises erfolgt, ist wiederum ein sehr schönes Beispiel dafür, dass man auch auf bewährte Projekte zurückgreifen kann, um diese dann mit neuen Ideen weiterzuentwickeln. Auch zur zuverlässigen Gewährleistung der Öffnungszeiten leisten die Mitglieder des Förderkreises einen nicht zu unterschätzenden Beitrag.

Wenn ein Verein so lange existiert, ist das natürlich auch mit Höhen und Tiefen verbunden. Unmerklich setzt die Überalterung ein und frische Ideen werden zu Mangelware. Der Beitritt von sieben neuen Mitgliedern aus dem ehemaligen Radebeuler Kunstverein, der sich 2018 aufgelöst hatte, trug zur Stabilisierung bei, war aber noch längst nicht die Lösung des Problems. Mit der Feststellung „Wenn wir so weitermachen, wird es den Verein schon bald nicht mehr geben“, hielt man sich jedoch nicht allzu lange auf. Der Vorstand wurde personell verstärkt und die Mitglieder brachten sich fortan aktiver in die Vereinsarbeit ein. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet und Verantwortliche benannt u. a. für die Bereiche „Allgemeine Vereinsorganisation“, „Fachspezifik Kunst“, „Künstlercafé“, „Kunst & Kuriositäten“, „Druckerzeugnisse“, „Homepage“…

Alle Aktivitäten des Förderkreises sind im unmittelbaren Sinne auf den Erhalt der Stadtgalerie und der Städtischen Kunstsammlung ausgerichtet. Entscheidend ist, dass die Ehrenamtler des Förderkreises und die Hauptamtler der Stadtgalerie miteinander und nicht gegeneinander arbeiten, dass die kontinuierliche und offene Kommunikation
reibungslos funktioniert.

Ein ausführlicher Beitrag über die Geschichte und das Wirken des Förderkreises war bereits 2017 in „Vorschau & Rückblick“ erschienen und steht im Netz. Ansonsten hielt sich der Verein über all die Jahre recht bescheiden im Hintergrund. Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums wurde erstmals ein Flyer gedruckt. Die Homepage ist allerdings noch immer in Arbeit. Aber was lange währt, wird hoffentlich besonders gut!

Zum Radebeuler Grafikmarkt war der Verein mit seiner Pop-Up-Jubiläumsausstellung präsent und hat sehr anschaulich gezeigt, dass die Vereinsmitglieder nicht nur Kuchen backen können.

Und wie steht es nun um das vielzitierte Ehrenamt? Thomas Gerlach, „Meister der festlichen Rede“, brachte es zur Jubiläumsveranstaltung mit einem Vergleich sehr schön auf den Punkt: „Heinzelmännchen, wir erinnern uns, sind geheimnisvolle Wesen, die wie selbstverständlich zupacken und tun, was getan werden muss, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Im modernen Sprachgebrauch werden sie meist Ehrenamtler genannt.“ Und um die Ambivalenz seiner Worte zu unterstreichen, endeten seine Ausführungen abrupt mit der mahnenden Warnung „Wer der Stadt Bestes sucht, hüte sich vor Erbsen auf der Treppe…“

Die heutigen „Heinzelmännchen“ sind stark gefordert. Sie stehen zum Teil noch voll im Berufsleben und müssen sich die ihnen verbleibende Zeit gut einteilen. Aber auch die sogenannten Ruheständler sind oftmals multiaktiv und alles andere als verträumt. Was die achtzehn agilen Vereinsmitglieder verbindet, ist die Liebe zur Kunst und zu Radebeul.

Die Exkursionen in Museen und Sammlungen bieten Anregung und weiten den Blick. Vor allem die unmittelbaren Kontakte zu den Künstlern in ihren Ateliers, dort wo die Kunst entsteht, befördern das Verständnis auch für die Situation der freischaffenden Künstler enorm. Besucht wurden u.a. Annerose und Fritz Peter Schulze, Irene Wieland, Sophie Cau, Karen und Peter Graf, Gabriele und Detlef Reinemer sowie die junge Künstlergemeinschaft in der „Alten Molkerei“, kurz bevor diese ihre Radebeuler Atelierräume verlassen musste.

Im kommenden Jahr wird es wieder die beliebte Auktion „Kunst & Kuriositäten“ geben und eine Exkursion ins Depot des Meißner Stadtmuseums steht auch schon auf dem Plan. Die Umsetzung der Städtischen Kunstsammlung bis Ende 2025 an einen geeigneten Depotstandort bildet die größte Herausforderung. Viele mitdenkende Köpfe und helfende Hände sind hierfür erforderlich. Die Mitglieder des Förderkreises beabsichtigen den Vorgang sowohl ideell als auch praktisch zu begleiten. Auch die Redaktion von “Vorschau & Rückblick“ wird fortlaufend darüber berichten.

Explizit gefragt sind dabei allerdings Politik und Verwaltung. Ob den Entscheidungsträgern die Förderung von Kunst, Kultur und Ehrenamt tatsächlich wichtig ist, das wird sich zeigen. Wie heiß es doch: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!“. Die Mitglieder des Förderkreises sind zwar so hilfsbereit wie die „Heinzelmännchen“, wollen aber von der Stadtgesellschaft ernst- und wahrgenommen werden. Das Streuen von Erbsen sollte man deshalb tunlichst unterlassen!

Karin (Gerhardt) Baum

Flyer, Aufnahmeanträge und Satzungen des Förderkreises der Stadtgalerie sind in der Galerie erhältlich. Der direkte Kontakt zum Förderkreis ist über die Vereinsvorsitzende Gudrun Wittig möglich unter: 0351-8307555, foerderkreis.radebeul@gmx.de

Fotos: K. (Gerhardt) Baum, S. Preißler

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